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Wenn der Hahn eine Stunde später kräht

Von Eva Stanzl

Wissen
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Der Gockel meldet sich zu Wort, wann er will.
© fotolia

Hähne krähen nach ihrer inneren Uhr, doch auch das Licht spielt eine Rolle.


Wien. Am Sonntag, 31. März,wird das "Kikeriki" um eine Stunde später zu hören sein. In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag werden die Uhren nämlich um eine Stunde vorwärts auf die Sommerzeit gedreht. Nach ihr kräht allerdings kein Hahn - zumindest kein Gefiederter. Denn die Gockel richten ihren Ton nach ihrer inneren Uhr, berichten Wissenschafter in "Current Biology".

Der Hahn kräht, weil er auf sich aufmerksam machen möchte und sein Revier gegenüber Konkurrenten markiert. Für Menschen gilt das Kikeriki hingegen als Symbol für den Tagesanbruch. Umstritten war bisher, ob das Morgenkonzert durch Licht und andere externe Signale ausgelöst, oder von einer biologischen Uhr gesteuert wird. Forscher um Tsuyoshi Shimmura und Takashi Yoshimura von der Nagoya University konnten nun zeigen, dass externe Signale zwar nicht folgenlos bleiben, doch die innere Uhr den Takt angibt.

Die Wissenschafter untersuchten vier Hähne im Labor. Sie prüften, wann die Tiere krähten, wenn sie unterschiedlichen Lichtbedingungen ausgesetzt waren. Bei einem zwölfstündigen Wechsel zwischen hellem und gedämpftem Licht, das den natürlichen Unterschied zwischen Tag und Nacht imitierte, krähten die Hähne regelmäßig rund zwei Stunden vor Sonnenaufgang. Hielten die Forscher die Gockel 24 Stunden im Dämmerlicht, krähten sie ebenfalls zur gewohnten Zeit. Das Krähen wird durch eine innere Uhr gesteuert.

"In der Wissenschaft weist man eine innere Uhr dadurch nach, dass diese weiterläuft, ohne dass sich die Lichtbedingungen verändern", erklärt Hans-Christoph Winkler vom Konrad Lorenz Institut für Vergleichende Verhaltensforschung. Die innere Uhr der Hähne folgt laut Studie einem Rhythmus von 23,8 Stunden, er beträgt also wie jede innere Uhr nur circa 24 Stunden. Der Rhythmus führt dazu, dass der Hahn immer zu einer bestimmten Zeit vor Sonnenaufgang kräht.

Der Mensch benötigt Helligkeit, um seine innere Uhr zu synchronisieren, etwa wenn die Tage länger werden. Ähnliches erfährt der Hahn. Wird das Licht zu Sonnenaufgang "aufgedreht", ertönt ein weiteres, kräftiges Kikeriki. Die Gockel krähen auch, wenn sie einen Artgenossen vernehmen. Doch die Bereitschaft dazu hängt von der Tageszeit ab. "Etwa ergibt Licht allein zum Beispiel fünf Mal Krähen, Licht und anderer Hahn zwölf Mal Krähen", sagt Winkler.

Dass Licht für die innere Uhr der Hähne eine Rolle spielt, weiß auch Gerold Vierbauch, Tierpfleger im Tiergarten Schönbrunn. "Die Zeitumstellung interessiert den Gockel natürlich nicht. Doch je heller es insgesamt wird, desto früher kräht er", sagt Vierbauch. Der Hahn kräht daher nur vorübergehend später.