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Die Neuentdeckten

Von Alexandra Grass

Wissen

Jahr um Jahr stoßen Biologen auf bislang unbekannte Arten. Die Top Ten 2014 wurden gekürt.


Syracuse/Wien. Für das Artensterben gibt es eine Reihe von Gründen. Klimawandel, Verschmutzung und die Zerstörung natürlicher Lebensräume tragen dazu bei, dass Flora und Fauna weltweit bedroht sind. Und doch gelingt es Biologen immer wieder, neue Arten zu entdecken.

Man könnte meinen, dass es sich bei Neuentdeckungen eher um besonders kleine Tiere oder Pflanzen handeln sollte. Doch mit seinen immerhin zwei Kilogramm Körpergewicht zählt der Olinguito (Bassaricyon neblina) seit gestern zu den Top Ten der neu entdeckten Arten 2014. Gekürt werden diese alljährlich vom International Institute for Species Exploration (IISE) des Suny-College in Syracuse (US-Bundesstaat New York). Der putzige Kleinbär ist auch das erste neu entdeckte Säugetier nach 35 Jahren und lebt im Nebelwald Kolumbiens und Ecuadors.

Wahrlich unübersehbar sollte auch der Kawesak-Drachenbaum (Dracaena kaweesakii) sein. Er wird rund zwölf Meter hoch, trägt weiß umsäumte Blätter und cremefarbene Blüten mit leuchtend orangefarbenen Streifen. Trotzdem wurde das in den Kalksteinbergen an der Grenze zwischen Thailand und Burma wachsende Baumwunder erst im letzten Jahr entdeckt.

"Eine Säugetierart und ein Baum zeigen, dass die noch auf ihre Entdeckung wartenden Arten keineswegs alle mikroskopisch klein sind", stellte auch Antonio Valdecasas vom Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid überrascht fest.

Recht frostig scheint es die Andrill Anemone (Edwardsiella andrillae) zu mögen. Sie wurde an der Unterseite des Ross-Eisschelfs in der Antarktis entdeckt. Wie sie diese extremen Lebensbedingungen bewältigt, ist den Forschern noch nicht klar. Auch eine Mikrobe zählt zu den Überlebenskünstlern unter extremen Verhältnissen. Tersicoccus phoenicis gedeiht in den Reinräumen der Weltraumagenturen Nasa und Esa. Die härtesten Desinfektionsmittel können ihr nichts anhaben.

"Er hat eine verstörende Ähnlichkeit mit einem Fantasiemonster", beschreibt Valdecasas die äußere Erscheinung des Geckos Saltuarius eximius. Tarnflecken lassen ihn in Ost-Australien fast spurlos verschwinden. Auch der Geistergarnele Liropus ist es nicht gelungen, trotz ihrer Durchsichtigkeit unentdeckt zu bleiben. Der drei Millimeter kleine Krebs lebt in einer Riffhöhle vor Kalifornien.

Der Schimmelpilz Penicillium vanoranjei wiederum macht durch sein auffallendes Orange auf sich aufmerksam. Der in Tunesien entdeckte Bodenpilz sondert eine spezielle Substanz ab, die ihn vor dem Austrocknen schützt.

Im Mittelmeer nahe Spanien ist der außergewöhnliche Einzeller Amoeboid Protist beheimatet. Die bis zu fünf Zentimeter große Spezies baut sich mit Nadeln von Schwämmen ihr eigenes schützendes Haus.

In völliger Dunkelheit in einer 900 Meter tiefen Höhle in Kroatien lebt die Schnecke Zospeum tholussum. Ihr durchsichtiges Haus verschafft ihr eine geisterhafte Erscheinung. Das nur zwei Millimeter große Tier bewegt sich sogar für Schneckenverhältnisse extrem langsam weiter. Die Forscher schätzen, dass sie per Anhalter auf anderen Höhlentieren ihre Reisen unternimmt.

Auch die nur 250 Mikrometer kleine Wespe Tinkerbella nana ist den Forscheraugen nicht entkommen und zählt zu den kleinsten bekannten Insekten. Aufgespürt wurde sie in Costa Rica, wo sie sich von den Eiern anderer Insekten ernährt.