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Mond als Übungsfeld für Mars

Von Eva Stanzl

Wissen
Zukünftige Astronauten werden viel Gepäck auf den lebensfeindlichen Mars mitnehmen müssen.
© nasa

Laut US-Bericht fehlen der Nasa 45 Jahre nach der ersten Mondlandung Geld und Strategie.


Wien. Auch 45 Jahre nach der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969 hat Amerika den Trabanten noch nicht ganz abgehakt. Er könnte als wichtiges Übungsfeld dienen. Die US-Weltraumbehörde Nasa hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 Astronauten auf den Mars zu bringen. Ein Weg dort hin führt über den Mond. Vorausgesetzt, die Nasa schärft ihre Strategien, schreiben Experten in einem Bericht.

In der 286-seitigen Analyse im Auftrag des US-Kongresses kommt das National Research Council (NRC) zu dem Schluss, der gegenwärtige Kurs der Nasa sei nicht aufrecht zu erhalten und nichts als "eine Einladung zum Scheitern". Der Plan, Menschen auf den Mars zu bringen, könne frühestens in den 2050er Jahren umgesetzt sein und würde viel mehr kosten als derzeit dafür vorgesehen. "Wenn wir so weitermachen, könnten die USA ihr Image, die besten bei bemannter Raumfahrt zu sein, verlieren", schreiben die Evaluatoren der US-Akademie der Wissenschaften.

Konkret empfehlen sie der US-Regierung, Astronauten zuerst wieder zum Mond zu schicken. Eine weitere Landung oder sogar Außenstelle auf dem Erdbegleiter könne zur Entwicklung von Technologien führen, die später hilfreich seien für eine Mars-Landung. Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama eine siebente Mondlandung abgelehnt: "Dort waren wir schon", betonte er 2010 in einer Rede. Zudem würde sich dieser Weg nicht rechnen.

Die Experten haben nun jedoch eine ähnliche Meinung von Obamas Visionen für die Nasa. Die US-Administration ist für den Weg über einen Asteroiden. Dabei soll ein Roboter-gesteuertes Raumschiff einen kleinen Asteroiden, der die Sonne umkreist, in die Umlaufbahn des Mondes schleppen. Astronauten könnten zuerst auf dem Felsen, dann auf einem Mars-Mond und schließlich auf dem Mars landen. Die NRC-Experten warnen, dass für die Mission Technologien entwickelt werden müssten, die Menschen nicht näher zum Mars brächten und letztlich in die Sackgasse führten.

Laut NRC geht die Budgetaufteilung der Nasa in die falsche Richtung und lasse zu viele Hintertüren offen. Es gebe Kürzungen im Bereich Planeten-Erforschung, jedoch Erhöhungen der Gelder für neue Technologien.

Seit dem Ende des Apollo-Programms 1972 unternehmen US-Astronauten Missionen in die Erdumlaufbahn. Sie haben das Hubble-Teleskop ins All gebracht und die Internationale Raumfahrtstation ISS mitgebaut. Da das Shuttle-Programm der Nasa jedoch im Juli 2011 auslief, müssen die Amerikaner derzeit mit Russland zur ISS fahren, die ihrerseits spätestens 2028 ausläuft. Das neue US-Raumschiff "Orion" soll 2017 starten.

300 bis 500 Milliarden Dollar

Die Kosten für eine bemannte Mars-Mission beziffern die NRC-Experten mit 300 bis 500 Milliarden Dollar. "Bei einem Jahresbudget von acht Milliarden für den bemannten Sektor wird der Mars eine sehr lange Mission", sagt der Weltraumforscher John Sommerer, der für den technischen Teil des Papiers verantwortlich zeichnet. Er verweist auch auf Gefahren für die Gesundheit aufgrund der Strahlungsintensität im All: Astronauten kämen mit Augenproblemen und Muskelschwächen zur Erde zurück. Damit sie wochenlang auf dem Mars arbeiten können, "brauchen wir ein substanzielles Rüstzeug an Hochtechnologien: Der Mars ist wirklich schwierig."

Andere Experten hinterfragen den Wissensgewinn bemannter Missionen. "Zur Zeit der Mondlandung gab es keine Roboter. Hinzufahren war die einzige Möglichkeit, etwas mitzubringen", sagt Wolfgang Baumjohann, Chef des Grazer Instituts für Weltraumforschung: "Heute ist es weitaus ökonomischer, Weltraum-Missionen von Robotern vornehmen zu lassen. Ein ordentlicher Roboter wie ,Curiosity‘ auf dem Mars kostet vielleicht zweieinhalb Milliarden Dollar. Eventuell können Roboter wie er einmal auch Material zur Erde bringen."