
Graz/Wien. (est) "Ein bisschen traurig und wehmütig" ist Wolfgang Baumjohann über den letzten Tag der Kometensonde Rosetta. "Es endet etwas Schönes, jedoch ist es ein schönes Ende, weil die Mission erfolgreich war", sagt der Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung (IWF), der am Freitag Experten aus ganz Österreich empfängt. Sie kommen, um Rosettas kontrollierten Absturz auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko live mitzuvorfolgen. Oder präziser: quasi-live in Bildern.
Bei ihrem Sinkflug soll Rosetta Fotos machen und diese zur Erde funken. Auf dem Beamer in Graz sind dann immer detailreichere Bilder von Tschuri zu sehen, die Beobachter sehen seine Oberfläche wie mit Rosettas Augen. Das Raumfahrzeug soll um 12.40 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit landen, womit die Forschungsmission zu Ende sein wird.
Pionierhafte Landung
Die Forschungssonde Rosetta der europäischen Raumfahrtagentur ESA war die erste Raumsonde, die einen Kometen über einen längeren Zeitraum begleitet hat, dort gelandet ist und Messungen auf seiner Oberfläche vorgenommen hat. Mit ihrem Landeroboter Philae an Bord war sie im Jahr 2004 zu 67P/Tschurjumow-Gerasimenko aufgebrochen. Nach einer knapp zehnjährigen Reise schwenkte Rosetta im August 2014 in die Umlaufbahn des Kometen ein, um ihn auf seinem Weg zur Sonne zu begleiten. Philaes Landung auf Tschuri im November 2014 schrieb Geschichte: Er war der erste Roboter, der auf einem Kometen aufsetzte. Nun soll Rosetta folgen.
Nach dem letzten Überflug am 24. September haben die Forscher Rosetta in mehreren Manövern auf den geplanten Landeplatz in der Maat-Region ausgerichtet. Die Sonde ging von ihrem elliptischen Orbit um den Kometen in eine Flugbahn über. Das Kollisionsmanöver wurde Donnerstag Abend eingeleitet. Am Freitag sinkt Rosetta aus einer Höhe von 19 Kilometern auf den Kometen "im freien Fall und im Fußgängertempo auf den Kometen hinab", schildert Baumjohann die letzten Stunden der Mission: "Sie wird wohl nicht in alle Teile zerschellen, aber kaputtgehen wird sie dabei vermutlich schon", schildert Baumjohann. Unter Berücksichtigung der 40-minütigen Übertragungsdauer zur Erde wird die Bestätigung über den Aufschlag gegen 13.20 Uhr mit einer Toleranz von 20 Minuten erwartet.
Noch während des Abstiegs sollen die Instrumente ein letztes Mal Messungen vornehmen und Daten zur Erde schicken. Die Forscher erwarten Informationen über Gas und Staub in nie erreichter Nähe zur Oberfläche und hochauflösende Aufnahmen des Kometenkerns und der offenen Gruben in der Maat-Region.