Moskau/Wien. (est/dpa) Die Spannung steigt mit jedem Kilometer, um den sich die erste europäisch-russische Mars-Sonde dem Roten Planeten nähert. In wenigen Tagen wollen die Europäische Raumfahrtagentur ESA und ihr russischer Partner Roskosmos mit einem Testmodul auf dem äußeren Nachbarplaneten der Erde landen. Mit dem Milliarden-Projekt Exomars suchen sie gemeinsam nach Spuren von Leben auf dem felsigen Himmelskörper, dessen Temperaturen mit 20 Grad Celsius bei Tag und minus 85 Grad bei Nacht von gemäßigt bis eiskalt schwanken.

Die Exomars-Sonde war am 14. März vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur gestartet. Nach rund 500 Millionen Kilometern und sieben Monaten Flugzeit soll sie am 16. Oktober in eine Umlaufbahn des Mars einschwenken. Das Testmodul "Schiaparelli" soll dann am 19. Oktober auf der Oberfläche landen.

"Erfolgschance von 98 Prozent", zeigen die Simulationen

"Alles muss mit Millisekunden-genauer Präzision funktionieren", sagt der ESA-Experte Jorge Vago, der das Projekt Exomars mitentwickelt hat: "Und unsere Einflussmöglichkeiten sind gleich null."

Ein Computer steuert das Landemanöver. Die Daten der Sonde brauchen etwa zehn Minuten, um vom Mars die Erde zu erreichen. Sollten also Informationen über Probleme im Kontrollzentrum eintreffen, könnte "Schiaparelli" bereits als Weltraumschrott im rötlichen Marssand liegen. "Deswegen sprechen die Amerikaner bei diesen Manövern von den sieben Minuten des Schreckens", erklärt Vago: "In unserem Fall sind es sechs Minuten", die Landesequenz sei auf diese Zeit programmiert. Der Ingenieur ist aber zuversichtlich: "Die Simulationen geben uns eine Erfolgschance von 98 Prozent."

Mit Exomars erproben die beiden Raumfahrtbehörden die technische Kooperation im All. Der Forschungssatellit "Trace Gas Orbiter" (TGO), der mit Geräten beider Agenturen ausgestattet ist, soll unter anderem nach Spuren von Methan in der Atmosphäre suchen, die biologischen Ursprungs sein könnten. Das wäre ein Hinweis auf mögliches Leben auf dem Mars.

Zunächst steht dem Forschungssatelliten jedoch ein Bremsmanöver bevor, um "Schiaparelli" absetzen zu können. Erst Ende 2017 soll TGO seinen Ziel-Orbit erreichen und in 400 Kilometer Höhe seine Arbeit aufnehmen.

Das Landemodul, benannt nach dem italienischen Astronom Giovanni Schiaparelli (1835-1910), soll nach der Abkopplung vom Forschungssatelliten am Fallschirm zur Marsoberfläche hinabsegeln (siehe Grafik). Schon 2003 hätte eine europäische Mars-Sonde, "Beagle 2", auf dem Mars landen sollen, gab aber nach der Trennung von der Muttersonde "Mars Express" kein Lebenszeichen mehr von sich. Jahre später wurde die tote Sonde auf der Marsoberfläche wiederentdeckt.