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Die nächtliche Planetenzone, die schiefe Ebene des Tierkreises

Von Hermann Mucke

Wissen

Sonnenchronik: Nun ist die Länge der Lichten Tage schon recht kurz geworden, vom 1. mit 9 Stunden 55 sinkt sie bis 30. auf 8 Stunden 40 Minuten. Von der umlaufenden Erde aus gesehen, erscheint die Sonne als Wandelgestirn im Tierkreis und erreicht am 21. um 22.21 Uhr MEZ den Anfang des Zeichens Schütze. Im Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg zieht dann die helle Mitte des von der Schattenscheibe am Nordpfeiler geworfenen Schattens am Mittag über die Schrägmastspange mit der Aufschrift 22. November und dem Schütze-Symbol.

Der Unterschied im Datum rührt von der Anpassung unseres gregorianischen Kalenders an den nicht ganzzahligen Jahreslauf der Sonne; deshalb kann sich gegen die Daten auf den Spangen gelegentlich ein Unterschied von einem Tag ergeben. Ab Sonnenuntergang dauert die Bürgerliche Dämmerung bis zum Erscheinen der Sterne bei 6 Grad Sonnentiefe am 1. November 33 Minuten und am 30. November 36 Minuten. Auch die nautische Dämmerung bis zum Eintritt der Nacht steigt ein wenig, vom 1. mit 1 Stunde 10 Minuten bis 30. auf 1 Stunde 15 Minuten.

Mondchronik: Am 1. zeigt sich abends der Mond als schmale Sichel Am 2. steht er unweit Saturn und die Libration, die perspektivische Schwankung der dunklen Mareflecken gegen den Rand der Mondscheibe, rückt den Mondsüdpol in möglichst randferne Lage. Neben Venus steht der Mond am 3. und am 4. zieht er im Schützen in niedrigster Himmelsbahn vom Auf- zum Untergang. Am 5. und 6. finden wir ihn neben Mars und am 7. ist das Erste Viertel im Wassermann eingetreten. Die Libration sorgt tags darauf für ein möglichst randnahes Mare Crisium und am 14. durchläuft der Mond seine Erdnähe als Vollmond im Stier.

Wegen der Libration lässt sich der Mondnordpol am 15. möglichst randfern sehen und am 17. zieht der Mond in höchster Himmelsbahn in den Zwillingen vom Auf- zum Untergang. Die Libration bedingt am 19. eine möglichst randnahe Lage des Flecks Grimaldi am linken Mondrand und am 21. ist das Letzte Viertel im Löwen eingetreten. Unweit Jupiter steht der Mond am 25. und durch seine Erdferne in der Waage zieht er am 27. Wegen der Libration erscheint der Mondsüdpol am 28. möglichst randfern. Tief in der Morgendämmerung können wir die feine Altlichtsichel nahe Ostsüdosten als letzte Mondphase vor dem Neumond am 29. sehen. Der Mond erscheint wieder als zarte Neulichtsichel tief in der Abenddämmerung des 30. unweit Südosten.

Planetenlauf: Merkur bleibt im Strahlenkranz der Sonne unsichtbar Venus finden wir günstiger als im Vormonat abends tief zwischen Südwesten und Südsüdwesten im Schlangenträger und Schützen. Mars zeigt sich abends zwischen Süden und Südsüdwesten und wechselt vom Schützen in den Steinbock. Jupiter strahlt morgends im Ostsüdosten, später hoch im Südosten aus der Jungfrau. Saturn zeigt sich noch tief in der südsüdwestlichen Abenddämmerung bis 17. im Schlangenträger.

Sternbilderhimmel: Unsere Karte gilt für den 1. um 19.11 Uhr und den 30. um 17.17 Uhr. Wir halten sie so, dass die betrachtete Gegend unten liegt. Die kleinen Kreise mit V und M sind Venus und Mars. Der strichlierte Kreisbogen ist das Milchstraßenband. Das Planetensystem ist eine flache Scheibe, die Bahnebenen der Planeten haben nur geringe Neigungen gegen die Erdbahnebene. Daher sehen wir die langsam wandernden Lichtpunkte der Planeten nur längs einer schmalen Zone, die als "Tierkreiszone" mit den Tierkreissternbildern ausgezeichnet ist. Jetzt zeigen Venus und Mars am Abend und Jupiter am Morgen diese Zone an. Sie liegt gegen die Bewegung aller Gestirne im Lauf der Stunden um 23,5 Grad schräg. Jetzt zieht sie vom in der Abenddämmerung versinkenden Schützen über das Dreieck des Steinbocks, das Parallelogramm des Wassermanns, die schwach flimmernden Fische, den Widder bis in das "V" des Stiers. Schauen wir die Nacht bis zum Morgen in den Himmel, so könnten wir sie weiter durch das Rechteck der Zwillinge, den "fast unsichtbaren" Krebs, den Löwen mit seinen Trapezen bis zur Jungfrau verfolgen, wo uns vor Beginn der Morgendämmerung der strahlende Jupiter begrüßt. Das könnten wir auch an Sternkarten aus früheren Ausgaben der "Wiener Zeitung" sehen - es sind die Karten für Jänner (Mitternacht) und April (Morgen); sie gelten alljährlich. Im Freiluftplanetarium gibt es die gelegentlich aufgestellte "Tierkreisscheibe"; in täglicher Drehung bewegt, stellt sie die Tierkreiszone dar. Wird sie mit den Symbolmarken für die hellen Planeten, die Sonne und den Mond an ihren jeweiligen Orten im Tierkreis bestückt und wird sie richtig eingestellt, kann sie die Richtungen zu diesen Wandelgestirnen auch am Tag anzeigen. Sie ziert das Titelblatt des Faltprospekts unserer Gesellschaft für 2016. Den Tierkreiskalender des Österreichischen Astronomischen Vereins erhalten Sie beim Eingang von 2,50 Euro auf IBAN AT96 6000 0000 0727 0 125.

Freiluftplanetarium:Stadtlokal, Wien 1, Walfischgasse 12, Samstag, 5. November, 19 Uhr: Der neue Welt-Atlas der Lichtverschmut-zung, Spende erbeten.

Sterngarten Georgenberg bei der Wotruba-Kirche, Wien 23, Samstag, 19. November, 19 Uhr: Interessantes und Schönes am Herbsthimmel. Taschenlampe, Fernglas mitnehmen. Teilnahme frei.

www.astronomisches-buero-wien.or.at

oder 01/889 35 41