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Norm bereitet Homöopathie den Weg

Von Alexandra Grass

Wissen

Erster europäischer Homöopathiekongress in Wien.


Wien. Ob Kind, Erwachsener, Greis oder auch Tier - die Homöopathie hat in den letzten 200 Jahren wider viele kritische Stimmen ihren fixen Platz in der Gesellschaft eingenommen. Und das nicht nur in der Anwendung selbst, sondern mittlerweile auch in zahlreichen, teils heftig umstrittenen Studien und in der Ärztefortbildung. Diese Tatsache spiegelt sich beim dieser Tage in Wien stattfindenden ersten Europäischen Homöopathiekongress wider, der nicht nur mit namhaften Medizinern aus ganz Europa, sondern auch Forschern, neuen Studienergebnissen und europäischen Standards aufwartet.

Eine neue europäische Norm - in Österreich hat sie seit Donnerstag als Önorm EN 16872 Gültigkeit - legt ab sofort Mindeststandards für die Qualität der homöopathischen Versorgung in der EU fest. Damit werden auch gewisse Standards in der Ausbildung, Lehre und Praxis der Homöopathie sichergestellt, sagte Annette Altenpohl vom Austrian Standards Institute, am Mittwoch vor Journalisten. Auch die Schweiz, Norwegen, Island, Mazedonien und die Türkei übernehmen die Richtlinien in das nationale Normenwerk.

Geringerer Antibiotikaeinsatz

Den Medizinern ist es ein Anliegen, die Homöopathie in ausgebildeter Ärztehand zu wissen - einerseits der korrekten Anwendung, andererseits der Verantwortung gegenüber dem Patienten wegen. Die Gabe der hochverdünnten Mittel habe auch seine Grenzen, die zu beachten seien, stellte Peter Fisher, klinischer Leiter im Royal London Hospital for Integrated Medicine, klar. Denn: "Wir können Krebs nicht heilen, aber die Nebenwirkungen unter Kontrolle halten." Um hier verantwortungsvoll handeln zu können, bedürfe es medizinischen Fachwissens, um selbsternannte Wunderheiler hintanzuhalten.

Vielfach wird die der Homöopathie nachgesagte Wirkung vor allem der ärztlichen Zuwendung und dem Placebo-Effekt zugeschrieben. Beim Kongress beschriebene positive Entwicklungen in der Viehwirtschaft, wo sich Zuwendung meist in Grenzen hält, würden hier widersprechen, wie der britische Veterinärarzt Edward De Beukelaer, Präsident der International Association for Veterinary Homeopathy, feststellte. Ziel in der Tiermedizin ist vorwiegend die Reduktion von antibiotischen Substanzen. Dieses Anliegen eint Veterinär- und Humanmedizin. Ein geringerer Antibiotikaeinsatz in der Viehwirtschaft kann das Risiko für Resistenzen auch beim Menschen reduzieren.

Fisher führte einmal mehr eine mögliche Kostenersparnis in Höhe von 20 Prozent durch die Homöopathie an. Eine aktuelle Untersuchung aus Frankreich deutet darauf hin, dass auch eine Reduktion des Einsatzes von Psychopharmaka zu beobachten ist.