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Mars-Vulkane besonders alt

Von Alexandra Grass

Wissen

Ein Meteoritenfund gibt Aufschluss über die Evolution des Roten Planeten.


Houston/Wien. Ein Meteoritenfund aus Afrika gibt Aufschluss über die vulkanische Aktivität auf dem Roten Planeten und bringt dabei Rekorde zum Vorschein. Demnach könnten sich auf dem Mars die ältesten Vulkane des Sonnensystems befinden. Mindestens seit zwei Milliarden Jahren herrscht dort einem Forscherteam zufolge aktives Treiben unter der Oberfläche.

Schildvulkane und Lavaebenen auf dem Mars sind ähnlich zu den Formationen auf den Hawaiianischen Inseln aus weiten Strecken von Lava-Flüssen entstanden, schreiben die Forscher um Tom Lapen von der University of Houston im Fachblatt "Science Advances". Allein der größte Mars-Vulkan namens Olympus Mons ist mit über 22 Kilometern Gipfelhöhe über dem mittleren Planetenniveau und 26 Kilometern über der umliegenden Tiefebene sowie einem Durchmesser von fast 600 Kilometern gar der höchste und größte bekannte Berg im Sonnensystem. Damit ist er drei Mal so hoch wie der größte Vulkan auf der Erde - der Mauna Kea auf Hawaii.

Vulkan getroffen

Vieles, was wir über die Vulkane auf dem Mars wissen, ist aus Gesteinsmaterial erforscht, das auf der Erde gefunden wurde. Die Gesteinsanalysen geben Auskunft über das Alter der Meteoriten, ihre Quelle und wie viel Zeit sie einerseits in den Weiten des Kosmos und andererseits auf der Erdoberfläche verbrachten, berichten die Wissenschafter in ihrer jüngsten Publikation.

Vor etwa einer Million Jahre hatte den Forschern zufolge auf dem Roten Planeten ein Einschlag stattgefunden, der aller Wahrscheinlichkeit nach einen Vulkan oder eine Lavaebene getroffen hat. Dieser Schlag schleuderte Gesteinsbrocken ins All. Fragmente dieser Teile durchkreuzten die Erdatmosphäre und fielen als Meteoriten auf unseren Planeten.

Jener Meteorit - Northwest Africa 7635 genannt -, der den Forschern die neuesten Erkenntnisse einbrachte, war im Jahr 2012 - eben in Afrika - entdeckt worden. Er ist ein Stück Vulkangestein, das als Shergottit bezeichnet wird. Neben Nakhliten und Chassigniten sind die Shergottiten die häufigsten der auf der Erde gefundenen Marsmeteorite. Sie bestehen aus basaltischem, vulkanischem Erguss- und Tiefengestein. Insgesamt wurden bisher elf solcher Marsmeteorite mit ähnlicher chemischer Zusammensetzung gefunden. Sie sollen den Forschern zufolge auch zur selben Zeit aus der Marsatmosphäre geschleudert worden sein.

2,4 Milliarden Jahre alt

"Wir können erkennen, dass diese von einer ähnlichen vulkanischen Quelle stammen", betont der Geologe Lapen in der Studie. Geht man davon aus, dass diese Brocken zur selben Zeit vom Mars geschleudert wurden, dann ist auch sehr wahrscheinlich, dass sie aus der gleichen Gegend auf dem Roten Planeten stammen."

Diese Meteoriten enthalten daher Informationen über ein ganz bestimmtes Gebiet auf dem von den Rovern "Curiosity" und "Opportunity" bewohnten Planeten. Im Rahmen der beiden Nasa-Missionen wird auch vor Ort Gestein untersucht.

In der Vergangenheit waren die auf der Erde gelandeten und gefundenen Mars-Brocken mit einem Alter von 327 bis 600 Millionen Jahren beziffert worden. Im Gegensatz dazu war das nun untersuchte Vulkangestein vor 2,4 Milliarden Jahren geformt worden. Es lässt daher vermuten, dass es aus dem ältesten Vulkanzentrum unseres Sonnensystems hervorgegangen ist, schlussfolgern die Studienautoren der University of Houston.