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Hautfarbe wirkt

Von Alexandra Grass

Wissen

Starke Pigmentierung schützt vor Hautkrebs. Forscher versuchen, sie künstlich herbeizuführen.


Boston/Wien. Fluch oder Segen? Die Sonne ist wohl beides zugleich. Ohne ihr Licht, ihre Wärme, ihre Strahlen könnte kein Leben auf unserem Planeten existieren. Sie ist allerdings auch verantwortlich für die häufigsten Hautkrebsarten beim Menschen, vor allem das Maligne Melanom - den Schwarzen Hautkrebs. Zum Schutz davor tragen wir vorwiegend im Sommer UV-Blocker auf die Haut auf. Aber auch unser Körper selbst kann uns bis zu einem gewissen Ausmaß davor schützen - nämlich mit seiner Pigmentierung. US-Forscher haben nun herausgefunden, wie sich diese Pigmentierung beeinflussen lässt, um den körpereigenen Schutzmechanismus verstärken zu können.

Von Rot zu Schwarz

Die Pigmente - beim Menschen ist das vor allem das Melanin - haben eine Auswirkung auf die Hautfarbe. Dieses tritt in zwei Varianten auf, die für die unterschiedlichen Hauttönungen rund um den Erdball verantwortlich sind. Zum einen ist es das Eumelanin, ein braunes bis schwarzes Pigment, zum anderen das Phäomelanin, ein rotes bis gelbes Pigment. Während das Eumelanin den Hauttyp und damit die Hautfarbe bestimmt, erzeugt der Anteil an Phäomelanin insbesondere bei Hellhäutigen einen rötlichen oder gelblichen Unterton.

Dunkle Haut besitzt einen wesentlich höheren Schutz gegen das Eindringen von UV-Strahlen. Eine stärkere Pigmentierung sorgt auch dafür, dass das auf die Haut einfallende UV-Licht bereits in den obersten, abgestorbenen Hautzellen absorbiert wird und damit nicht in tiefere Schichten vordringen kann, wo es Zellschäden hervorrufen kann.

Forscher suchen daher nach einem Wirkstoff, mit dem diese Pigmentierung verstärkt werden kann. Ein Team um David E. Fisher von der Harvard Medical School und Nathanael S. Gray vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston ist auf sogenannte "small molecules" gestoßen. Sie sind eine Klasse an Stoffen mit besonders niedriger Molekülmasse, wodurch es ihnen möglich ist, in Zellen einzudringen.

"Die menschliche Haut ist eine sehr gute Barriere, durch sie durchzudringen ist eine ziemliche Challenge. Aus diesem Grund funktionieren viele Oberflächenanwendungen nicht", erklärt Fisher. Die nun gefundene Verbindung steuert ein Enzym an, das bei der natürlichen Pigmentierung eine Rolle spielt. Mit diesen Molekülen ist es den Forschern in der Petrischale gelungen, menschliche Zellen zu bräunen. Die Intensität war von der Dosis abhängig. Die künstliche Bräune hielt, wie die Wissenschafter im Fachblatt "Cell Press" berichten, einige Tage.

Weniger Vitamin D

Daraufhin verabreichten sie die Substanz auch Mäusen mit roter Fellfarbe, die in Folge samtschwarz wurden. Im Laufe einer Woche ließ die Färbung wieder nach - so, wie es der Fall ist, wenn sich Hautzellen erneuern, schildern die Forscher die Verblassung.

"Wir denken, dass in dieser Arbeit großes Potenzial für neue Strategien zur Hautkrebsvorsorge steckt", betont Fisher. Die meisten Tumore unseres größten Organs stehen mit der UV-Strahlung im Zusammenhang. "Mit unserer Methode können wir die Pigmente in jene von dunklen Hauttypen verwandeln, und das ohne den Einsatz von UV-Strahlung", die für gewöhnlich die Pigmentierung vorantreibt, so Fisher.

Ziel der Forschungen ist eine Kombination dieses Mechanismus mit herkömmlichen Sonnenschutzcremen. In einem nächsten Schritt sollen diese "small molecules" vorerst auch in anderen Tieren getestet werden, bevor es zu Toxizitätsstudien beim Menschen kommt.

Pigmentierung bringt allerdings auch einen Nachteil: Da bei dunkler Haut weniger UV-Strahlung durch die obere, überwiegend tote Hautschicht in die tieferen Zellschichten dringt, wird weniger vom lebensnotwendigen Vitamin D gebildet.