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Die Welt da draußen

Von Alexandra Grass

Wissen

Forscher haben entschlüsselt, wie sich vor 650 Millionen Jahren erste Algen bildeten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass solche Vorgänge auch in bisher nicht bewohnbaren Zonen stattfinden könnten.


Wien/Canberra. Die Suche nach weiterem Leben im All ist ein kaum enden wollendes Unterfangen. Nahezu wöchentlich vermelden Wissenschafter die Entdeckung lebensfreundlicher Welten, erdähnlicher Planeten oder bewohnbarer Zonen. Zuletzt hat ein internationales Forscherteam vier potenzielle Exoplaneten um den sonnenähnlichen Stern Tau Ceti identifiziert, die allesamt Gesteinsplaneten sein könnten. Auf zwei von ihnen könnte es auch flüssiges Wasser geben. Vermutungen wie diese schmücken daher regelmäßig die wissenschaftliche Berichterstattung.

Doch bedarf es bei der Entstehung von Leben überhaupt einer habitablen (bewohnbaren) Zone - jenem Bereich, der es mit gewissem Abstand zum Heimatstern ermöglicht, dass auf einem Himmelsobjekt Wasser fließen kann? Dies allein galt bisher als Bedingung für die Entstehung von Leben. Mikroorganismen könnten sich jedoch auch an ganz anders gearteten Orten entwickelt haben, vermuten nun Forscher.

Nährstoffe im Gestein

Beispielhaft fungiert hier etwa Enceladus - ein Eismond des Saturn. Bei minus 190 Grad Celsius und in 1,4 Milliarden Kilometer Entfernung von der Sonne, sollte dieser durch und durch tiefgefroren sein. Doch unter der dicken Eisschicht auf der Oberfläche will die Raumsonde Cassini einen durchschnittlich 37 Kilometer tiefen Ozean entdeckt haben. Ob dort Mikroorganismen oder Ähnliches angesiedelt ist, steht noch in den Sternen. Ihr Nachweis wäre jedoch ein eindeutiges Indiz dafür, dass die habitable Zone einer Verbreiterung bedarf - oder gar in sich zerfällt, wenn Leben überall möglich wäre.

Während die einen darüber rätseln, wie und ob Leben tief im Weltall entstehen könnte, haben australische Forscher nun versucht, das Rätsel über die Entstehung der ersten Lebewesen auf der Erde zu lösen. Sie scheinen der Antwort recht nahe gekommen zu sein, wie sie nun im Fachblatt "Nature" berichten. Diese Antwort wollen Jochen Brocks und Amber Jarrett von der Australian National University in alten Sedimentgesteinen gefunden haben. "Wir haben die Steine in feines Pulver zerrieben und daraus Moleküle früherer Organismen entnommen", schildert Brocks. "Diese Moleküle erzählen uns etwas über die spannende Zeit vor 650 Millionen Jahren. Damals hat die Revolution des Ökosystems stattgefunden, es war die Auferstehung erster Algen." Ohne diese Entwicklung könnte weder der Mensch noch anderes Leben existieren, erläutert der Forscher.

Vor dieser Algenentstehung war die Erde über eine Zeit von 50 Millionen Jahren gefroren - die Wissenschafter sprechen von der Schneeball-Erde. Riesige, gewichtige Gletscher brachten das darunter liegende Gestein zum Zerbröseln, das durch diesen Vorgang wiederum Nährstoffe freiließ, heißt es in der Publikation. Als Schnee und Eis aufgrund einer globalen Erwärmung zu schmelzen begannen, seien aus dem Gestein zahlreiche Nährstoffen in den Ozean geschwemmt worden.

Komplexes Leben

Dieser hohe Gehalt an Nährstoffen und die folgende Abkühlung zu einem lebensfreundlichen Klima hätten jene perfekten Voraussetzungen geschaffen, unter denen sich Algen und damit komplexes Leben bilden konnten. Davor hatte die Bevölkerung der Ozeane vorwiegend aus Bakterien bestanden. Die nährstoffreichen Algen dienten demnach als Grundlage für die Entwicklung großer Tiere, und damit auch des Menschen.

Die von der Geologin Amber Jarret in Zentralaustralien entdeckten Sedimentgesteine stammen demnach aus der Zeit kurz nach der Schmelze der Schneeball-Erde. "Wir wussten sofort, dass es sich bei unserem Fund um eine bahnbrechende Entdeckung handelte. Nämlich, dass die Schneeball-Erde direkt in die Evolution des komplexen Lebens involviert war", erklärt die Forscherin in der Publikation. Dass Vorgänge wie diese auch anderswo im Weltall stattfinden können, könne nicht ausgeschlossen werden.