Wien. (est) Der Name Neutrino bedeutet kleines Neutron. Die winzigen Elementarteilchen entstehen zahllos in Sonne, Galaxienhaufen, Schwarzen Löchern, oder wenn kosmische Strahlen die Erdatmosphäre durchqueren. Neutrinos sind elektrisch neutral und haben so wenig Masse, dass sie mit nahezu nichts wechselwirken. Wie Zauber reisen jede Sekunde Billionen von ihnen durch fast jedes Material - Holz, Stein, Pflanzen, Tiere, und sogar unsere Körper.

Und dennoch geht die Physiktheorie davon aus, dass die mysteriösen Partikel gelegentlich doch wechselwirken - nämlich, wenn sie etwa aus supermassiven Schwarzen Löchern stammen und somit hochenergetisch sind. Dass die Erde die subatomaren Raser tatsächlich abbremst, weisen US-Forscher in "Nature" nach.

Metallischer Kern als Bremser

Im Standardmodell der Elementarteilchenphysik zu den Kräften des Universums existieren drei Arten von Neutrinos: Elektron, Myon und Tau. Das Team der Universität Berkeley in Kalifornien nutzte den "Ice Cube Detector" nahe dem Südpol. Das Messgerät hat 5000 Sensoren jeweils so groß wie ein Basketball und ist in einen ein Kubikkilometer großen Würfel von antarktischem Eis eingebettet. Nur derart riesige Instrumente können Zusammenstöße mit hochenergetischen Neutrinos aus allen Richtungen messen.

Die Sensoren registrieren blaue Lichtblitze, die Myonen aussenden, wenn sie doch mit anderen Teilchen zusammenstoßen. Die Lichtmuster zeigten die Richtungen und Energien der Neutrinos an. Wie sich herausstellte, schafften von der nördlichen Hemisphäre es weniger Neutrinos zum Detektor im Eis. Für ihre Reise mussten die Teilchen nämlich den Erdball durchqueren, dessen metallischer Kern laut den Forschern so dicht ist, dass er die intergalaktischen Raser bremst. Von oben kommende Neutrinos wurden weitaus öfter gemessen.