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Mars, der Planet mit längster Sichtbarkeitsdauer

Von Hermann Mucke

Wissen

Sonnenchronik: Nun verkürzen sich die Lichten Tage wieder, vom 1. mit 16 Stunden 00 bis 31. auf 15 Stunden 5 Minuten. Nach Sonnenuntergang sinkt die Bürgerliche Dämmerung von 42 auf 36 Minuten, dann ist die Sonnentiefe von 6 Graden erreicht und die ersten Sterne erscheinen; die Nautische Dämmerung, bis zum Eintritt der fast vollen Nacht, verkürzt sich von 1 Stunde 39 auf 1 Stunde 24 Minuten. Die Sonne spiegelt den Erdumlauf als Wandelgestirn im Tierkreis wider und erreicht am 22. um 23 Uhr MESZ den Anfang des Tierkreiszwölftels Löwe. Im Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg bei der Wotruba-Kirche in Wien 23 zieht dann mittags die helle Mitte des von der Lochscheibe am Nordmast geworfenen Schattens über die Querspange am Nordweg mit der Aufschrift 22 JUL und dem Löwe-Symbol.

Mondchronik: Der Mond steht deutlich unrund am 1. bei Mars und tritt am 6. im Walfisch ins Letzte Viertel. Die Libration rückt am 7. den Fleck Grimaldi am linken Mondrand und am 8. den Mondnordpol in möglichst randferne Lage. Der 11. bringt tief in der ostnordöstlichen Morgendämmerung die feine Sichel des Altlichtes, die letzte sichtbare Mondphase vor dem Neumond am 13. Er bringt eine bei uns unsichtbare Sonnenfinsternis, bei der bis zu 33 Prozent des Sonnendurchmessers für die Wilkes-Küste der Antarktis verfinstert werden. Er zeigt sich wieder als zarte Neulichtsichel tief in der Abenddämmerung des 14. zwischen Westen und Westnordwesten und steht am 15. und 16. bei Venus. Der 19. bringt das Erste Viertel in der Jungfrau und die Libration zeigt uns das kleine Mare Crisium möglichst randfern.

Am 21. finden wir den Mond bei Jupiter, am 24. bei Saturn. Tags darauf zieht er im Schützen in niedrigster Himmelsbahn vom Auf- bis zum Untergang. Der Vollmond in Erdferne im Schützen bringt uns am 27. eine leider nicht zur Gänze sichtbare totale Mondfinsternis. Der Mond geht für Österreich fast ganz verfinstert im Ostsüdosten auf: In Eisenstadt um 20.27 Uhr, Wien, Graz 20.29 Uhr, St. Pölten, Klagenfurt 20.32, Linz 20.38 Uhr, Salzburg 20.42 Uhr, Innsbruck 20.46 Uhr und Bregenz 20.54 Uhr. Totalität gibt es von 21.30 bis 23.13 Uhr. Um 0.19 Uhr am 28. verlässt der Mond den Kernschatten der Erde und die Freisichtigkeit endet rechts um 0.43 Uhr. Am 28. steht der Mond nochmals bei Mars.

Planetenlauf: Merkur bleibt im Strahlenkranz der Sonne unsichtbar. Venus zeigt sich abends niedrig von Westnordwesten bis Westen im Löwen. Mars im Steinbock strahlt knapp unter dem verfinsterten Mond heller als Jupiter und steht am 27. in Opposition zur Sonne. Sein Scheibchen, jetzt nur wenig kleiner als das von Jupiter, ist schon im Fernglas zu entdecken. US-Fernsehberichte zeigten die Marslandschaft und es wissen viele, wie es dort aussieht. Aber nur selten haben sie den Mars am Himmel gesehen, geschweige denn seine Bewegung vor dem Sternenhintergrund bemerkt! Deshalb sei seine Bewegung beschrieben: Er ist der äußere Nachbar der Erde im Sonnensystem und stand am 27. Juli 2017 hinter der Sonne, in "Konjunktion" mit ihr. Dann kam er rechts hinter der Sonne wieder hervor und begann seine Sichtbarkeit tief in der Morgendämmerung des 12. September 2017. Langsam bewegte er sich gegen den Osten - "rechtläufig". Er ging immer früher auf, aber seine Bewegung verlangsamte sich und am 26. Juni 2018 blieb er stehen und wurde danach "rückläufig" - ganz so wie es aussieht, wenn wir im Auto einen Radfahrer überholen und dieser zurückzubleiben scheint, obwohl er sich weiterbewegt. Schließlich ist der Mars am Himmel schon gegenüber der Sonne, am 27. Juli in "Opposition", angelangt und ist in der ganzen Nacht sichtbar. Danach wird sein Rücklauf langsamer bis zum 27. August, wenn er wieder stehenbleibt. Dieser Rücklaufbogen ist 11 Grade lang, dann wird er immer schneller rechtläufig. Mars rückt immer mehr auf den Abendhimmel und verschwindet am 8. Juni 2019 tief in der Abenddämmerung links hinter der Sonne in den Sonnenstrahlen. Seine Sichtbarkeitsdauer ist die längste aller Planeten, diesmal 1 ¾ Jahre! Am 2. September 2019 steht er wieder hinter der Sonne und ist unsichtbar. Jupiter in der Waage steht abends hoch im Südsüdwesten bis tiefer im Südwesten. Saturn im Schützen ist abends von Südsüdosten bis Südosten zu finden.

Meteorstrom: Südliche Delta-Aquariden ab 12., Maximum 30., 25/h. Beobachtung am besten ab etwa 3 Uhr.

Sternbilderhimmel: Weil es spät dunkel wird, gilt die Karte nur vom 1. Juli um 22.15 Uhr bis 11. um 21.36 Uhr. Beiderseits des hohen Südens strahlen Arkturus im Bärenhüter oder Bootes und Wega in der Leier, der hellste Stern im großen Norddreieck, 25 Lichtjahre tief im Raum mit 48-facher Sonnenleuchtkraft. Der Hauptstern nebenan im Schwanz des Schwans, Deneb, leuchtet nicht so hell wie Wega, aber weil er 3200 Lichtjahre entfernt ist, ist er 59.000 mal so leuchtkräftig wie Wega. Diese zwei Sterne zeigen den Unterschied zwischen entfernungsabhängiger Helligkeit am Himmel und Leuchtkraft.

Freiluftplanetarium: Sterngarten Georgenberg, Fr.27.VII., Doppelführung: 20.30 Uhr Totale Mondfinsternis. Beobachtung bei guten Sichtbedingungen nach 21 Uhr. Im Anschluss Mars in Opposition zur Sonne. Vorschau: Sa., 6. Oktober, 20 Uhr: Höhepunkt der freisichtigen Himmelskunde: Wie Beobachtungen des Mars ohne Fernrohr zu Keplers Gesetzen führten.