Zum Hauptinhalt springen

Hedy-Lamarr-Preis für die Informatikerin Martina Lindorfer

Von Eva Stanzl

Wissen

Die Wissenschafterin könnte den Datenschutz radikal verbessern. Ihre Software wehrt außerdem Schadprogramme auf Handys ab.


Wien. Der diesjährige Hedy-Lamarr-Preis der Stadt Wien für "besondere Leistungen im Bereich moderner Informationstechnologien" wurde am Dienstagabend an die Informatikerin Martina Lindorfer verliehen. Die Auszeichnung ist nach der in Wien geborenen Filmschauspielerin benannt, die das Frequenzsprungverfahren erfunden hat, die für den Mobilfunk. "Hedy Lamarrs Erfindung richtete sich gegen eine Bedrohung ihrer Zeit: Ihr avantgardistisches Patent sollte U-Boote abwehren", erklärte Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler bei der Preisverleihung.

Die Preisträgerin 2019 könnte den Datenschutz radikal verbessern. "Martina Lindorfer forscht zu Themen, die jeden betreffen. Selbst meine 93-jährige Oma hat ein internetfähiges Handy", sagte die Linzer Roboterethik-Forscherin Martina Mara in ihrer Laudatio. "Wir laden dutzende bis hunderte Apps auf das Handy, die millionenfach zum Download bereitstehen. Jedes Mal werden uns ein paar unangenehme Fragen zu Datenschutz-Richtlinien und Privacy-Einstellungen gestellt. Diese sind absichtlich so formuliert, dass kein Mensch sie verstehen kann, also haken wir ab und dann geht es weiter."

Datenschutz etwas Interdisziplinäres

Obwohl wir als User uns sorgen, was mit unseren Daten passiert, handeln wir nicht zu deren Schutz, da wir nicht unter Kontrolle halten können, wem wir welche Daten geben. Und manchmal stellen wir auch - ganz freiwillig - das eine oder andere Foto oder die eine oder andere Information über uns online. Hier kommt Martina Lindorfer ins Spiel. Sie analysiert, welche Daten vom Handy abgezapft werden. Speichert die Foto-App gleichzeitig den Standort? Und wenn ja, an wen reicht sie diese weiter?

"Datenschutz ist etwas Interdisziplinäres. Ich möchte sichtbar machen, was Apps mit den Daten tun, die Ergebnisse rechtlich interpretieren lassen und dann hoffentlich Datenschutzgesetze so durchsetzbar machen, wie wir es verdienen", sagte Lindorfer am Rande der Preisverleihung zur "Wiener Zeitung". "Derzeit lassen sich Apps, die private Informationen schützen, nur schwer finden. Und dennoch hört Facebook nicht immer mit, das muss es nämlich gar nicht. Es bekommt sowieso akkurate Personen-Profile, indem es Daten sammelt", so Lindorfer. Außerdem sei die Audio-Auswertung technisch noch nicht sehr weit. Aufzeichnungen, die etwa der mithörende Lautsprecher Alexa macht, würden nach wie vor derzeit von Menschen gemacht.

Blick auf Schadprogramme auf mobilen Geräten

Lindorfer ist Assistenzprofessorin an der Technischen Universität Wien, wo sie auch ihren Master machte und 2017 "Sub Auspiciis Praesidentis" promovierte. Zwischen 2016 und 2018 war sie an der University of California in Santa Barbara als Postdoc tätig.

Als Expertin für Internet-Security beschäftigt sie sich zudem mit Methoden zur automatisierten Erkennung und Abwehr von Schadprogrammen auf mobilen Geräten. Sie hat eine entsprechende Software für Android-Apps entwickelt, die sie öffentlich zur Verfügung stellt. "Die Aktualität und Relevanz ihrer Forschung und ihr Beitrag für die Gesellschaft sind bemerkenswert", schreibt die Fachjury in ihrer Begründung.