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Nachhaltige Städteplanung und neue Technologien für eine bessere Welt

Von Gregor Kucera

Wissen

Toshibas Masaaki Osumi über die nächste Herausforderung für Japan.| Eine neue Symbiose zwischen "digitalem Wohnen" & "Energie".


Die Auswirkungen der Umweltkatastrophe in Japan in diesem Frühjahr sind für die Bevölkerung immer noch spürbar. Fukushima und die Umgebung rund um das zerstörte Atomkraftwerk werden vielleicht nie wieder bewohnbar sein. Die unglaubliche Zerstörung und die vielen Toten nach den Tsunamis haben in Japan einen Umdenkprozess in Gang gesetzt, der auf einen drastischen Wandel im Energieverbrauch und eine neue Form von digitalem Leben hinausläuft.

Im Leben gibt es zum Glück immer wieder auch positive Überraschungen. Meist dann wenn man nicht unbedingt damit rechnet. Genau dies passierte auf der diesjährigen IFA. Die weltgrößte Elektronikmesse stand im vergangenen Jahr im Zeichen folgender Punkte: 3D-Fernsehen, Green IT, Tablets und Android. Heuer waren die Themen 3D-Fernsehen ohne Brille, Tablets, Android und Apps. Green IT fehlte. Das Marketingthema der letzten Jahre war allenfalls auf ein paar Messeständen versteckt aufzufinden. Kein Wunder. Bislang ging es bei dieser Thematik meist nur um Einsparungen und CSR-Projekte mit eher wenig nachhalitgem Erfolg.

Die nächste Herausforderung für Japan
Doch Themen, die nicht lautstark angekündigt werden, können dann doch eindrucksvoll auftauchen. So geschehen bei der internationalen Keynote von Masaaki Osumi, CEO von Toshiba. Das Thema seiner Eröffnungsrede lautete "Eine neue Symbiose zwischen digitalem Wohnen & Energie" und war nicht mehr und nicht weniger als die Ankündigung, dass Japan nach neuen Mitteln und Wegen für alternative Energieformen, neue Städteplanungskonzepte und intelligentere Technologien forschen werde.

"Nach der Katastrophe vom 11. März hat Japan eine neue Mission: ein besseres Leben aufzubauen. Dazu kann Toshiba beisteuern, mit seiner Vision einer neuen Symbiose zwischen digitalem Wohnen und Energie", so Osumi. Toshiba der Weltmarktführer in der Nukleargeschäft, scheint nun am gesellschaftlichen Wandel in Japan teilnehmen und diesen auch vorantreiben zu wollen.

Eine Symbiose
"Japan muss den Wert von Energie wiedererlernen", so Osumi bei seiner Keynote. "Wir werden neue Wege beschreiten und zeigen wie in Zukunft mit dem Thema Energie umgegangen werden muss. Die Welt schaut auf Japan und wir wollen die Zukunft gestalten." Zum ersten Mal seit langer Zeit schien es, dass ein CEO eines IT-Unternehmens ernsthaft über Energieverschwendung und den notwendigen Wandel in der Gesellschaft nachgedacht hat. "DIe Energie der Zukunft muss flexibel, erneuerbar und lokal sein. In Japan gibt es einen Wertewandel und einen Wunsch nach Veränderung."

Osumi sprach in diesem Zusammenhang von der "Kizuna Society". Einer Gesellschaft, die auf Vertrauen und enger Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kommunen fußt. Eine solche Gesellschaft schaffe die optimalen Voraussetzungen um einen neuen kreativen Wiederaufbau und ein nachhalitges Zusammenleben im EInklang mit der Natur zu schaffen.

Smarte Kommunen
"Einen integralen Bestandteil einer nachhaltigen Gesellschaft nehmen dabei die smarten Kommunen ein", so Osumi. Energiebewusstes Leben, lokale Energiegewinnung - etwa durch Windkraftwerke oder geothermische Anlagen - und enger Zusammenhalt werden die wesentlichen Faktoren der Zukunft sein. Und in diesem Punkt käme nun auch Toshiba ins Spiel. Neue Technologien und digitale Lösungen sollen helfen, diese Kommunen zu schaffen.

Der japanische Elektrokonzern hat eine breite Palette von Innovationen und Technologien, aber auch schon fertigen Produkten im Portfolio. Von Bauteilen von Kraftwerken - für Solarenergie oder auch Windkraft - über intelligente Elektrogeräte, die über einen Notakku verfügen, der sich in den Nachtstunden automatisch auflädt, da in dieser Zeit am wenigsten Verbrauch stattfindet,  bis hin zu Null-Watt Halbleitern und einem Smart Building Energy Management System (BEMS), das Bewegungen von Personen in deren Wohnungen erkennt und so Heizung, Klimaanlage oder auch Licht kontrolliert und entsprechend anpasst, reicht die Palette.

Weniger Stromverbrauch
Ebenfalls vorgestellt wurden Fernsehgeräte mit extrem niedrigem Stromverbrauch, das Toshiba Notebook AT200, derzeit der flachste Laptop der Welt, mit einem neuartigen Energiekonzept.  Der zuvor bereits erwähnte Fernseher mit Notakku verfügt über die so genannte "Peak Power Shift"-Funktion, die  sicherstellen soll, dass im Falle eines Stromausfalls das Gerät immer noch verwendet werden kann.

Mit keinem Wort erwähnt Osumi den Begriff "Green IT". Und dennoch, oder vielleicht gerade deshalb war diese Keynote so glaubwürdig. Man darf gespannt sein, wie Japan seine Energieversorgung umstellen und damit langfrisitg sicherstellen will. Die Welt wird auf Japan schauen und es scheint sicher, dass in naher Zukunft auch schon die ersten großen Entwicklungen zu erwarten sind.