Graz/Krems. In österreichischen Archiven und Bibliotheken existieren kilometerlange Bestände von Papier, das durch seinen niedrigen pH-Wert sehr spröde geworden ist. Eine gemeinsame Entwicklung von Chemikern der Universität Graz mit Restaurations-Experten der Donau-Universität Krems soll den Verfall stoppen. Unter Zuhilfenahme von Nanopartikeln können die Papiere entsäuert und gerettet werden.

Europaweit wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts sogenanntes Holzschliffpapier hergestellt, das in den Händen heutiger Benutzer zu zerbrechen droht. Das hat laut Uni Graz seine Ursache darin, dass ab den 1880er Jahren Alaun als Hilfsmittel in der Papierproduktion eingesetzt wurde. Schon in den 1950er Jahren zeigten sich die ersten Folgen: "Die chemische Verbindung zerfällt, eines der Zerfallsprodukte ist Schwefelsäure, die wiederum die Zellulose zerstört", schildert der Grazer Chemiker Volker Ribitsch. Darüber hinaus fördern allgegenwärtige Mikroorganismen die Zersetzung des Materials.

Schonendes Verfahren


Bei dem Verfahren durchdringt eine Kombination aus Nanopartikeln aus Magnesium- und Kalziumverbindungen mit einer aus einer Zellulose-Verbindung bestehenden Hülle unter Druck das ganze Buch. Dabei bleiben sowohl die Druckbuchstaben als auch Bilder unverändert. Die die Methode ohne wässrige Lösungsmittel auskomme, sei auch kein langwieriger, teurer Trocknungsprozess notwendig.

Schätzungen zufolge warten alleine in den österreichischen Archiven rund 1,3 Millionen Dokumenten auf eine "Entsäuerung": Unter ihnen unwiederbringliche Schriftstücke aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, aber auch wertvolle Bücher. In Europa dürften solcherart rund 40 Millionen Papiere bedroht sein. Das Verfahren soll nun in die Anwendung gehen.