Wien. (est) Bemannte Raumfahrt-Missionen zu anderen Planeten sind teuer und gefährlich, aber faszinierend: "Der Mensch will dahin, wo er hin kann", sagte jüngst Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung, bei einer Diskussion des Wissenschaftsministeriums in Wien. Die Raumfahrtbehörden Europas und Russlands, Esa und Roskosmos, haben im Rahmen ihres Projekts Exo Mars eine Sonde zu Roten Planeten geschickt, der nach Spuren von Leben suchen soll. Bemannte Missionen sollen folgen, die Nasa will bereits 2030 so weit sein.
Systeme, die bei derartigen Expeditionen zum Einsatz kommen könnten, testen Forscher in dem Mars nachempfundenen Gebieten auf der Erde. "Moonwalk" heißt eine solche Probemission mit österreichischer Beteiligung. Der Test-Mars liegt in Spanien in einem Erz-Tagbau nahe Sevilla. Diese Woche gehen die Versuche über die Bühne, gab Barbara Imhof von der Wiener Weltraum-Architekturplattform Liquifer am Montag bekannt. Kernstücke des EU-geförderten Projekts sind der Mars-Rover "Yemo", der mittels Gesten gesteuert werden kann, das von Liquifer entworfene, selbstentfaltende Wohnmodul namens "Self-deployable Habitat for Extreme Environments" (Shee) und ein neuer Raumanzug. Die Kommunikation mit den Kontrollzentren in Brüssel und am Georgia Institute of Technology in Atlanta erfolgt zeitverzögert, wie wie bei einer echten Marsmission.
Kommunikation über Tablet
Über ein Tablet erhält der Astronaut Informationen über seinen Zustand und kann den Rover steuern. Der von deutschen Forschern entwickelte Mars-Rover hat Werkzeuge für Astronauten an Bord und nimmt Proben auf. Wenn der Astronaut stürzt, reicht ihm der Rover auf eine Geste hin eine Art Stock, mit dem er aufstehen kann. Eine Besonderheit ist, dass der Astronaut direkt aus dem Habitat in den Raumanzug steigt und sich dann abdockt. Dadurch könne der Mensch nichts Irdisches auf der Mars-Oberfläche hinterlassen, heben die Forscher hervor.
Da die Beziehung zwischen Mensch und Maschine auf einer langen Marsmission entscheidend sein könnte, wird auch erforscht, worin sich die Kommunikation zwischen Mensch und Roboter und Mensch und Mensch unterscheidet. In der ersten Juni-Hälfte sollen Raumanzug und Rover zudem auch unter Wasser und damit bei geringerer Schwerkraft getestet werden.
Einige der Technologien sind laut Imhof "schon sehr realitätsnah". Bevor eine tatsächliche Reise zum Roten Planeten stattfinden könne, seien jedoch noch viele Fragen zu klären. Noch fehlen eine geeignete Schwerlastrakete, verlässliche lebenserhaltende Systeme und Methoden zur Nahrungsmittelproduktion.