Wien. (est) Der Verkehr ist der Hauptverursacher von CO2-Emissionen. Laut der österreichischen Klimastrategie soll er bis 2050 schadstoffneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, will Verkehrsminister Norbert Hofer allerdings keine Mobilitätstechnologie verbieten, sondern auf Forschung und Innovation in allen Bereichen setzen. "Wir haben es bei der Energiesparlampe gesehen: Kurz nachdem herkömmliche Glühbirnen verboten wurden, kam die LED-Leuchte (die Energiesparlampen obsolet macht, Anm.). Wir wollen technikneutral investieren", sagte Hofer vor Journalisten anlässlich der Eröffnung der "Transport Research Arena" 2018 am Montag in Wien.

Ehrgeizigen Verpflichtungen, wie in Norwegen, wo bis 2025 alle neu zugelassenen Autos Nullemissionsfahrzeuge sein sollen, erteilte der Verkehrsminister somit eine Absage. Er wolle keine technologischen Vorgaben zu den Antriebssystemen der Zukunft machen. Auch wollte Hofer keinen Zeitpunkt nennen, an dem in Österreich das letze Auto mit Verbrennungsmotor zugelassen werde. Das Ziel sei ein "integriertes Mobilitätssystem, mit Schadstoffneutralität auf allen Ebenen".

Die Vernetzung von Mensch, Fahrzeug und Infrastruktur ist das Thema der "Transport Research Arena" (TRA), der größten Verkehrsforschungskonferenz der Welt, die heuer erstmals in Wien stattfindet. Bis Donnerstag werden 650 wissenschaftliche Präsentationen und Diskussionen zur Zukunft des gesamten Verkehrssektors über die Bühne gehen. Vom Fußgänger über den Radfahrer bis zu Bahn, Straße und Aeronautik: In Zukunft wird es nicht mehr darum gehen, wie wir am schnellsten, sondern wie wir am umweltfreundlichsten von A nach B kommen. "Ganz wesentlich werden die Möglichkeiten sein, das neue Transportwesen so zu gestalten, dass wir den Klimaeffekt reduzieren. Zudem steht die Mobilität im Zeichen der Digitalisierung und diese im Zeichen der Datensicherheit", gab Programmchef Christian Chimani, Chef des Zentrums für Niedrigenergie Transportsysteme am Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien, einen Ausblick. Die siebente TRA wird vom Verkehrsministerium, dem AIT, der AustriaTech, der EU-Kommission und europäischen Technologieplattformen ausgerichtet.

Wettlauf der Technologien

Die heimische Industrie ist bei der Großveranstaltung mit an Bord. AVL-Chef Helmut List gab interessante Einblicke zu seinen Einschätzungen zu Antriebsformen der Zukunft. "Man muss auf alle setzen und kann nicht von heute auf morgen auf eine einzige neue Technologie springen", sagte er zum Wettbewerb der Antriebstechnologien: "Es ist wichtig, den Freiheitsraum zu erhalten und nicht einzelne Technologien zu verurteilen. Wir haben hier einen sehr interessanten Wettlauf und müssen in der Forschung alle Wege vorangehen."

Konkret meint List drei Technologien: der sich weiterentwickelnde Verbrennungsmotor samt Hybridtechnologien, der Elektroantrieb mit Batterien und die Brennstoffzelle. Jede Technik biete Vor- und Nachteile. Vorteile bei der Brennstoffzelle seien Reichweite und schnelle Ladefähigkeit, der Nachteil der schwierige Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes. Der Verbrennungsmotor wiederum werde durch die Elektrifizierung und immer ausgeklügeltere Hybridsysteme beflügelt. Er könne bald insofern schadstofffrei sein, als dass er keine nachweisbaren Gesundheitsschäden mehr verursache, erläuterte List. Der Nachteil sei das Gewicht der Batterien. Das Fazit: "Man wird in mehreren Technologien leben und vor allem in Kombinationen, zumal die Komplexität heute kein Kostenthema mehr ist."

Bis 2030 würden nur zwischen zehn und 30 Prozent der Fahrzeuge rein elektrisch unterwegs sein - der große Rest werde Verbrennungsmotoren im Hybridverbund haben, meinte List.

Der Chef der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, hob hervor, dass Verkehrsplanung immer weniger national sei. Es gehe um die Verbindung der supranationalen Mobilitätsthemen mit den Kommunen. Alle Verkehrsträger gemeinsam benötigten eine integrierte Planung. Um den wachsenden Datenmengen gerecht zu werden, die die vernetzten Fahrzeuge, Bahnen und Ampeln benötigen, verwies Hofer auf den neuen Übertragungsstandard 5G, der ab 2025 flächendeckend verfügbar sein solle.