Längere Zeit die Seele baumeln zu lassen, kommt nur für wenige Führungskräfte in Frage. Foto: fotolia
Längere Zeit die Seele baumeln zu lassen, kommt nur für wenige Führungskräfte in Frage. Foto: fotolia

Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Hernstein Instituts, die unter 302 Managern von Großbetrieben (ab 100 Beschäftigten) in Österreich, Deutschland und der Schweiz durchgeführt worden ist. Konkret geben zwei Drittel der befragten Manager an, dass in ihrem Unternehmen Führungskräfte einen Karriereschritt gegenüber einer ausgeglichenen Work-Life-Balance noch nie abgelehnt haben. Laut Umfrage sind vor allem die Österreicher Karrieristen. Hierzulande sei es für 90 Prozent der Führungskräfte undenkbar einen Karriereschritt abzulehnen, während das in der Schweiz nur auf 47 Prozent zutrifft.

Für die Leiterin des Instituts, Katharina Lichtmannegger, kommt das Ergebnis nicht überraschend: "Menschen in Führungsposition sind karriereorientiert und möchten in Unternehmen etwas bewegen und weiterentwickeln. Teilweise wird auch die Angst vor Job-, Prestige- und Einkommensverlust eine Rolle spielen."

Auszeit wird in vielen Fällen nicht anerkannt

Hinzu kommt auch, dass eine Auszeit innerhalb der Firma selten gerne gesehen wird. Zwei Drittel der Großunternehmen würden eine Auszeit grundsätzlich als Möglichkeit anbieten, aber lediglich sieben Prozent der Befragten sagen, dass sie im eigenen Haus auch anerkannt ist.

Einen starken Einfluss darauf, ob ein Sabbatical überhaupt möglich ist oder nicht, hat auch die Firmengröße. In mehr als einem Drittel der kleineren Unternehmen (100 bis 249 Mitarbeiter) gibt es diese Perspektive laut Umfrage gar nicht. Der Grund liege in der geringeren gegenseitigen Vertretungsmöglichkeit in kleineren Unternehmen, so die Studie. Die Aufgaben einer Führungskraft könne in diesen Firmen nicht so leicht auf andere Führungskräfte verteilt werden.

Selbst wenn es die Möglichkeit der Auszeit gibt, ist der Wunsch, eine zu nehmen, nicht sonderlich ausgeprägt. Zwei Drittel der Manager können sich ein Sabbatical gar nicht vorstellen, für ein Viertel ist eine Auszeit prinzipiell denkbar. Lediglich acht Prozent aller Führungskräfte von Großunternehmen geben laut Umfrage an, dass eine Auszeit derzeit für sie ein Thema ist. Am ehesten seien Schweizer Führungskräfte einer Auszeit zugeneigt, die österreichischen Manager lehnen diese hingegen am häufigsten ab.

Inneres Gleichgewicht ist von Bedeutung

Lichtmannegger führt das auf diese Tatsache auf die Chefs selbst zurück: "Das hängt wahrscheinlich auch stark mit dem Selbstbild des hart, lang arbeitenden und mit wenig Freizeit ausgestatteten Managers zusammen. Stress gehört zum Alltag."

Die wenigen Chefs, für die eine Auszeit denkbar ist, geben als Gründe vor allem den Wunsch nach mehr Zeit für Familie und Hobbies an. An zweiter Stelle wird die Weiterbildung genannt.

Am meisten favorisiert wird von den befragten Führungskräften die Idee einer Bildungskarenz (je 31 Prozent in Österreich und Deutschland, 26 Prozent in der Schweiz), aber auch Teilzeitarbeit ist für 19 Prozent denkbar. Österreich liegt hier mit 25 Prozent sogar über dem Durchschnitt. Anklang findet in der Alpenrepublik laut Umfrage auch die Vier-Tage-Woche, die für die Schweizer Manager ebenfalls eine Option darstellt. In Deutschland sei das hingegen aber kein Thema.

Obwohl eine Auszeit für viele Führungskräfte nicht in Frage kommt, sei es aber dennoch wichtig, dass sie regelmäßig entspannen und so ihr inneres Gleichgewicht wiederherstellen. Wichtig sei das nicht zuletzt deshalb, "weil man ja seine nachhaltige Leistungsfähigkeit sichern muss. Und da sind Pausen auch für hochbelastete Top-Manager sinnvoll", meint Lichtmannegger.