Zur Kost der Shuar recherchierte Dr. Gottfried Pixner, Wien 13: Sie bauen unter anderem "Maniok an, ernähren sich von vielen Früchten und Fischen". Oft "machen sie Jagd mit dem Blasrohr"; dabei verwenden sie das "Alkaloid-Gemisch Curare", ein Gift, das die Muskeln lähmt.

Im "Sozialleben der Shuar", einer patriarchalischen Gesellschaft, übernehmen die Frauen wichtige Aufgaben, wirft Brigitte Schlesinger, Wien 12, ein. So sind sie es, die seit jeher aus Maniokwurzeln das Getränk "Chicha herstellen". Es ist "in der Ernährung der Shuar" von großer Bedeutung. Dabei wird Maniok gekocht und fermentiert. Weil die Wurzeln gekaut und in den Sud gespuckt werden, nennt man den Trank, so Gerhard Toifl, Wien 17, bei uns manchmal "Spuckebier".

Mit Gott und Arútam

Im späten 19. Jh., setzt Tüftlerin Schlesinger fort, begannen europäisch-stämmige Händler mit den Shuar Geschäfte zu machen "und Güter, darunter Feuerwaffen, gegen Schrumpfköpfe zu tauschen." Dadurch verfestigte sich das "Stereotyp der "gewalttätigen Shuar"".

Etwa zur selben Zeit unternahmen Jesuiten einen neuen Anlauf, die Shuar unter Kontrolle zu bringen, so Herbert Beer, Wolfpassing. Man baute Missionsstationen, unterrichtete Spanisch und erwirkte "die Aufgabe von Kriegsführung und Schrumpfkopf-Herstellung". Viele Shuar konvertierten "(offiziell) zum Christentum". Dr. Harald Jilke, Wien 2, führt aus, dass dessen Einfluss zwar die indigene Religion verändert, nicht jedoch verdrängt habe.

Auf Initiationsriten geht Michael Chalupnik, Sieghartskirchen, ein: Buben sollten "im Alter zwischen etwa sechs und acht Jahren . . . auf eine drei- bis fünftägige Reise zu einem . . . Wasserfall" gehen. In den durch halluzinogene pflanzliche Drogen hervorgerufenen Visionen soll das Kind Arútam, einer gottähnlichen Kraft aus der indigenen Mythologie, begegnen. Bei Zeremonien mit einem u.a. aus Lianen gewonnenen Gebräu namens Ayahuasca werden psychedelische Zustände hervorgerufen.

Schrumpfköpfe auf prähistorischem Textilmuster (Gebiet des heutigen Peru). - © Bild: Archiv
Schrumpfköpfe auf prähistorischem Textilmuster (Gebiet des heutigen Peru). - © Bild: Archiv

Geister spielen generell eine große Rolle, so Harry Lang, Wien 12, der als Beispiel eine bei den Shuar (wie "bei vielen Völkern der Amazonasregion") traditionelle Vorstellung erwähnt: Sie glauben, dass sie durch "unsichtbare Pfeile", die sie einer schamanischen Kraft namens Tsentsak zuschreiben, verwundbar sind. "Unerklärliche Tode" wurden darauf zurückgeführt.

Tief im Glauben der Shuar ist ein Brauch verankert, den Neotüftlerin Dr. Gabriela Neundlinger, Wien 4, nennt: Das Anfertigen von Schrumpfköpfen (Tsantsas).

Prof. Dr.-Ing. Klaus Schlabbach, Hamburg/D: "Die vom Knochengerüst gelöste Kopfhaut wird in Kräutersud gekocht und dann . . . mit heißem Sand gefüllt" sowie von außen "mit einem heißen Stein bearbeitet." Am Ende ist sie "etwa faustgroß. Die Lippen werden vernäht . . . In den erhaltenen Gesichtszügen und Haaren vermuteten" sie "die Seele des Erschlagenen, die sie sich als Zauberkraft sicherten."