Er war ein Künstler mit großem Namen, der leider unbekannt verstorben ist. Das (in unterschiedlichen Versionen überlieferte) Bonmot, das Karl Farkas gern zum Besten gab, soll augenzwinkernd diese Sonderrecherche zu Dr. Karl Strauß einleiten. Der Pianist und Komponist hinterließ nur wenige Spuren, aber einige Brotkrümelchen fanden ihren Weg in die Zeitreisen-Redaktion.

Schon jahrzehntelang besitzt der Vater einer Zeitreisenmitarbeiterin, Andreas Ottawa, Weidlingbach/ NÖ, eine alte Mappe mit der Aufschrift "Pianostüke (sic) und Lieder". Er hat sie von den Hinterbliebenen des eingangs genannten Künstlers erhalten. Dieser wohnte in seinem letzten Lebensabschnitt in der Lessinggasse in Klosterneuburg, unweit des Ottawa schen Hauses.
Laut Auskunft des dortigen Stadtarchivs (danke an Leiter Mag. Wolfgang Bäck für die Unterstützung!) wurde Strauß am 21. August 1888 in Weinpolz im Bezirk Zwettl geboren. Er starb am 29. Juni 1966 im Krankenhaus Klosterneuburg. Als Beruf war im Meldezettel "Beamter, Direktionssekretär der Allgemeinen Unfallversicherung i.P." angegeben. Er heiratete 1935 Margareta Pohl (1902-1975).
"Wir waren als Kinder öfter bei Strauß", so Andreas Ottawa, der sich aber nur mehr dunkel an den älteren Herrn erinnert. "Es gab ein Klavier und er hat uns immer erzählt, dass er mit d e r Strauß-Komponistenfamilie verwandt ist." In dem nun der Zeitreisen-Redaktion zur Verfügung gestellten Konvolut finden sich neben einem Andenken an Strauß Erstkommunion 1898 vor allem Konzertzettel. Diese zeugen von diversen Auftritten in Volksbildungsheimen, Hotels und anderen Lokalitäten, wo Karl Strauß zwischen 1923 und 1929 am Klavier saß.
Auf dem Programm standen zumeist Werke von Edvard Grieg, Franz Schubert, Frédéric Chopin, Léo Delibes, alte Volkslieder und ab und zu der "Donauwalzer" von Johann Strauss, der - wie viele Träger des Namens - teilweise mit "ß" oder "ss" geschrieben wird.
Drei Damen & ein Piano
Ein undatierter Konzertzettel belegt, dass Karl Strauß auch selbst komponierte. Bei einem "Konzert-Abend" spielte er nach der Pause sein Werk "Sonate ("Stirb und werde") Erster Satz: C-Moll, Zweiter Satz: C-Dur". Während des restlichen Programms begleitete er die Sängerin Hanna Schnitzer. Sie gab Lieder von Robert Schumann und Richard Wagner zum Besten, aber auch Gedichte von Hermann von Gilm (1812- 1864), die Karl Strauß vertont hatte.
Über Hanna Schnitzer ist in gängigen Quellen ebenfalls wenig zu finden. Die "Arbeiter-Zeitung" lobte sie 1925 in einer Konzertrundschau als "warm empfindende . . . Liedersängerin".