Er stank fürchterlich, aber das schöne Posthornsignal in den Kurven war ergötzlich!" Wenn Mag. Marion Beringer, Wien 18, an Busfahrten von einst denkt, geht ihr das Herz über. Da sie ihre Begeisterung fürs gemeinsame Reisen weitergeben möchte, schilderte die aus der Steiermark Stammende dem Geschichtsfeuilleton Erinnerungen an Touren von einst: "Mein Großvater war Anwalt und fuhr zu vielen Terminen bei Bauern mit dem Postbus". Da die Familie kein Auto besaß, war dies das bevorzugte Verkehrsmittel bei "allen möglichen Auflügen . . . Besonders lustig war es im Bus, wenn diverse Tiere wie Hühner, Enten oder Gänse mittransportiert wurden."

Auch größere Strecken wurden per Bus zurückgelegt: "Ich hatte als Kind Rachitis und ein Arzt empfahl Fahrten ans Meer. Ich bin in Murau . . . aufgewachsen. Zum Baden waren mir die Gewässer zu . . . kalt." Also ging es an die Adria - natürlich mit dem Postbus. Eine einprägsame Erinnerung verdankt Mag. Beringer selbstgestrickter Schwimmbekleidung: "Ich trug die wollene Badehose von meinem Bruder Fritz . . . Sie war verfilzt wie Urloden, kratzte entsetzlich und wurde nie trocken! Besonders grausig war der Sand in der Hose!"
Die Spurensucherin legte ihrem Schreiben eine Broschüre der Österreichischen Postverwaltung für das Jahr 1958 bei. Darin werden Busreisen von Graz ins damalige Jugoslawien (Rab bzw. Portoro, Poreč) oder nach Italien (Caorle, Lido di Jesolo, Venedig) angeboten. In dem Prospekt sind u.a. die Preise aufgelistet, die vor über 60 Jahren für einen solchen Urlaub zu berappen waren: 14 Tage Caorle, inklusive Anfahrt auf einem Liegeplatz im Bus, kosteten in der Hauptsaison bis zu 1340 Schilling.
N.B. Mehr zum Postbus in den 1950ern gibt es morgen in der "WZ"-Beilage "Extra".
*****
Der Bezirk Ottakring, der in den Zeitreisen häufig Thema ist (zuletzt in der Mai- sowie in der Juni-Ausgabe), hat es vielen Gemeine-Mitgliedern angetan, so auch Dr. Karl Beck, Purkersdorf (toi, toi, toi für Aufenthalt in St. Andrä am Zicksee!). Der Geschichtsfreund wurde zwar "im Krankenhaus von Wiener Neustadt" geboren, hat den 16. Hieb aber "durch acht Pflichtschuljahre lieben und schätzen gelernt." Der Zuzug erfolgte "durch die kriegsbedingte Wohnungsnot in den 1950ern . . . Mein Vater suchte eine Werkstatt für seine . . . Herrenschneiderei. Wir wohnten vorher im 8. Bezirk, in der Albertgasse 53". Der Spurensucher weiß noch heute, wie er "mit dem Dreirad . . . die Albertgasse runter zur Alserstraße" zu fahren pflegte. "Der Hund des Hausmeisters, ein kleiner Spitz, hat mich stets angebellt". Da das Gebäude "durch einen Bombentreffer beschädigt" wurde, stand eine Übersiedlung an. "Meine Mutter erklärte mir, dass die Mieten innerhalb des Gürtels höher seien als außerhalb. Daher fiel die Wahl auf Ottakring."
Ausgeklaubt & einsortiert von Andrea Reisner