Neun ist nicht nur die Zahl der Kegel, die es zu treffen gilt, sondern auch die der Musen - ob das ein Zufall sein kann? Jedenfalls frönten einst etliche Musenjünger dem Kegelspiel. Friedrich Schiller soll leidenschaftlich die Kugel geschoben haben. Von Mozart wird erzählt, er habe die schönsten Stücke seiner berühmten "Zauberflöte" auf der Kegelbahn des Altlerchenfelder Gasthauses "Zur blauen Flasche" komponiert.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Volkssport so beliebt, dass fast jede Lokalität, ob Restaurant oder Kaffeehaus, eine eigene Bahn betrieb. Die hier abgebildete Annonce, erschienen am 2. Februar 1867 in der "Wiener Zeitung", stammt von einem auf Kaffeehaus-Ausstattung spezialisierten Wiedner Drechsler.

Das 1862 in Wien in zweiter Auflage erschienene Buch "Der Ehrgeiz auf der Kegelbahn" von W. T. Daineke enthält manches Aperçu. Gelobt wird u.a. der vorteilhafte Effekt auf die Gesundheit: "Ein echter Kegelschieber leidet fast nie an Verdauungsschwäche." Und: "Bei Hämorrhoidal-Beschwerden ist die einzig wirkende Medizin das mit Leidenschaft betriebene "Kegeln"."

Zu guter Letzt ein literarisches Fundstück, allerdings nicht von Schiller, sondern aus einem Gedicht des preußischen Poeten Julius Lasker (1811- 1876): "Die Kugel rollt, es prallt, es kracht; / Zum Fallen wird der Feind gebracht; / Wie schreit der Kegeljunge! / Der mächtige Fanfaren singt, / Sobald ein hoher Wurf gelingt, / Und aufräumt schnell im Sprunge."

Apropos Kegeljungen (in Österreich: Kegelbuben). Diese waren dafür zuständig, die Kegel wieder aufzustellen. Karl May (1842-1912) soll sich als Kind ein Zubrot damit verdient haben. Wie er in einem Rückblick auf sein Leben schrieb, hatte er sich teils "von mittags zwölf Uhr an bis nach Mitternacht zu schinden (...), ohne auch nur fünf Minuten ausruhen zu können." Zur Stärkung gab es lediglich "ein Butterbrot und ein Glas abgestandenes, zusammengegossenes Bier." (reis)