Sie wurde als Sinnbild moderner Zeiten angesehen, pausenlos in Bewegung und doch immer am gleichen Fleck: Die Rolltreppe. "Auf einmal beginnt der Boden zu schwanken - der Boden formt sich zu Stufen", dann "schwebt man aufwärts". So beschrieb ein Feuilletonist 1924 im "Prager Tagblatt" seine Erlebnisse mit dem für ihn neuen Vehikel, das er in London kennenlernte. "Es gibt Leute", staunte er, "die so wenig Zeit haben, daß sie selbst diese gleitende Treppe emporstürmen."
Mit dem einst neugierig bestaunten Wunderding beschäftigte sich auch Dr. Manfred Kremser, Wien 18, vor einiger Zeit - und zwar auf künstlerische Art. Der Zeitreisende wirkte nämlich an einem Projekt seiner Tochter, Dr. Barbara Kremser (Künstlername Barbara Ungepflegt), mit, das diese gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Andrea Glauser verantwortete. Mehrere Videosequenzen halten fest, wie die Rolltreppe auf ungewohnte Weise benützt oder in Szene gesetzt wird. Der Zeitreisenmedicus schlüpft dabei in die Rolle eines Malers, der sich im "Jonas-Reindl" am Wiener Schottentor niedergelassen hat, um die Rolltreppen auf Papier zu bannen - beäugt von Neugierigen.
Dass die einst auch als "Fahrtreppe" bezeichnete Erfindung in Wien schon eine lange Tradition hat, bestätigt ein Blick in historische Blätter. Als das Gern-groß-Kaufhaus auf der Mariahilferstraße anno 1904 eröffnet wurde, lobte das "Neue Wiener Journal" die "rollende Treppe" als "ganz besondere Neuheit für Wien", die "uns sachte, ohne daß wir einen Fuß bewegen, vom Parterre in das Mezzanin befördert".
Ob es in Wien damals ähnliche Probleme wie in Berlin gab, wo eine Zeitung meldete, dass sich scharenweise Kinder zum Rolltreppefahren im Kaufhaus verabredeten und sie stundenlang blockierten?
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An Kindertage musste Mag. Brigitte Ziegler-Hanak, Wien 23, zurückdenken, als sie in Nro. 438 (Dezember 2022) die Zusammenstellung zum Thema Hofstallungen las. Im heute als "MuseumsQuartier" genutzten Gebäudekomplex befand sich einst ein Kino. "Dort lief die Austria Wochenschau in einer Non-Stop-Schleife". Es gab auch "kurze Zeichentrickfilme", berichtet die Zeitreisende. "Dieses Kino habe ich jedes Jahr einmal vor Weihnachten besucht, wenn ich mit meiner Großmutter über die Mariahilferstraße ging und mir ein Weihnachtsgeschenk aussuchen durfte."
Das "Non-Stop-Kino" wurde 1972 in "Residenz Kino" umbenannt und schloss 1989 seine Pforten. Seit 2004 ist mit dem "Dschungel Wien" ein Kindertheater in dem Gebäudeteil untergebracht.
Ausgeklaubt & einsortiert von Andrea Reisner