Der Kunsthistoriker und "WZ"-Feuilletonist Dr. Hans Ankwicz-Kleehoven (1883-1962) war Thema in den vorigen Zeitreisen. Nun meldete sich Prof. Mag. Anton Roither, Nußdorf am Attersee (Chapeau!), zu ihm zu Wort. Zunächst weist der Tüftler auf dessen intensive Auseinandersetzung mit dem Maler Ferdinand Matthias Zerlacher (1877-1923) hin, zu dem Ankwicz-Kleehoven 1926 eine Künstlermonographie veröffentlichte. Außerdem publizierte er in der NS-Zeitschrift "Kunst dem Volk" 1939 einen Beitrag über den lange in Nußdorf am Attersee lebenden Künstler.
Das führt zur nächsten Causa in Sachen Ankwicz-Kleehoven: Dessen Verhältnis zum Nationalsozialismus, das Fragen aufwirft, so Prof. Mag. Roither.
Zur Erinnerung: Ankwicz-Kleehoven war Direktor der Bibliothek des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute Museum für Angewandte Kunst) und wurde 1939 "zwangspensioniert", weil er mütterlicherseits jüdischer Abstammung war.
Prof. Mag. Roither verweist auf die Dissertation (2010) der Kunsthistorikerin Dr. Christina Schedlmayer, die sich mit dem erwähnten, in der Nazi-Ära erschienenen Periodikum "Kunst dem Volk" beschäftigte. In der Frage nach Ankwicz-Kleehovens Einstellung zur Nazi-Ideologie, verweist sie u.a. auf einen NS-Aktenvermerk, in dem es heißt, der Kunsthistoriker habe schon vor 1938 "mit der NSdAP sympathisiert" und sei ein "guter VG" (= "Volksgenosse"). Andererseits wurde später durch die Behörden beanstandet, dass er der Wiener Werkstätte nahegestanden war. Dieser Gruppe, der viele jüdische Mitglieder angehörten, war auch Ankwicz-Kleehovens Frau Alexandra verbunden. Sie bewegte sich auch in den Kreisen des bürgerlich-liberal gesinnten Wiener Frauenklubs.
Dr. Schedlmayer stieß weiters auf eine 1941 gestellte Anfrage zu Ankwicz-Kleehovens "Verhalten zum heutigen Staat und der Partei", die mit "sich anpassend" beantwortet wurde.
Fazit: In der Vita des Kulturpublizisten bleiben etliche Fragezeichen, die noch intensiverer biographischer Forschung bedürften.
Depeschen
Anlässlich der Recherchen zu Ludwig Anzengruber und zur Eröffnung des Volkstheaters in Wien 1889 hatte Dr. Manfred Kremser, Wien 18, in der Jänner-Ausgabe darauf hingewiesen, dass einst eigene Omnibusse nach der Vorstellung für das Publikum bereitstanden. Dazu erinnert sich Univ.-Prof. Dr. Georg Schmid, Saint-Oradoux-près-Crocq/F: Bis ca. 1960 "wartete eine Einschub-Garnitur der Tramway . . . am Zipfer-Eck (das Zipfer-Bräu war ein beliebtes bürgerliches Gasthaus), schief vis-à-vis vom Volkstheater". Die "mit "2" betafelten" Wägen fuhren "über den Gleisbogen auf die Zweierlinie Richtung Karlsplatz" und boten "Anschluss an die Stadtbahn . . . Tempi passati!"
TIPP I: DI Fritz Lange wird am Di., 7. März, 18.45 Uhr, den Bildervortrag "275 Jahre Holzschwemme auf der Schwechat" halten. Im Gasthaus "Roberts Alt-Sievering", Sieveringer Str. 63, Wien 19. Eintritt frei (bei Konsumationspflicht)!
TIPP II: Am So., 12. März, ist Tag der Wiener Bezirksmuseen! Diese werden sich jeweils dem Thema "Bildung in Wien. Die Geschichte der Schulen und Lehranstalten" widmen.