Es war ein dunkles Geheimnis, auf das Prof. Brigitte Sokop, Wien 17, bei einem Besuch in Krumau stieß. Als sie die Reiseführerin danach fragte, reagierte diese "sehr verlegen bis ängstlich, verweigerte eine Antwort" . . .

Berüchtigt: Fürstin Eleonore zu Schwarzenberg (1682-1741).  
- © Bild: Druck d. 18. Jh.s/gemeinfrei. Koloriert v. Ph. Aufner

Berüchtigt: Fürstin Eleonore zu Schwarzenberg (1682-1741). 

- © Bild: Druck d. 18. Jh.s/gemeinfrei. Koloriert v. Ph. Aufner

Die Causa rund um Wölfe, Vampire und ein zugemauertes Grab zog einige Tüftlerinnen in den Bann, die bei Recherchen zum 1732 getöteten Fürsten zu Schwarzenberg (siehe dazu diesen Zeitreisen-Beitrag) darauf stießen. Es geht um die Witwe des Erschossenen, Eleonore zu Schwarzenberg (1682-1741). Deren letzte Ruhestätte hatte Prof. Sokop in Český Krumlov vergeblich gesucht.

Erst später erfuhr die Geschichtsfreundin, dass sie in der St. Veitskirche "in großer Tiefe eingemauert in einem Gewölbe . . . liegt . . . Unsichtbar für Besucher, ein roter Teppich darüber und darauf eine schwere Steinskulptur". Sicherheitsmaßnahmen, "damit die Vampirin nicht ihr Grab verlassen kann". Warum die Fürstin einst für eine solche gehalten wurde, erklärt Prof. Sokop: "Es war die Zeit eines hysterischen Vampirismus" und manche Eigenheit der Witwe förderte Mythen. "Sie führte einen aufwendigen Lebensstil mit gigantischen Apotheken-Rechnungen und häufigen Arztbesuchen, zahlte Okkultisten, Alchemisten und Wunderheiler, betrieb Schutzzauber, machte auch selbst Salben und Tinkturen. Sie litt unter großen Schmerzen, bekam kaum Luft, magerte ab und wurde immer blasser, nicht zuletzt durch die häufigen Aderlässe." Im Ort gingen "Gerüchte um eine Vampirerkrankung" um, "zumal sie nur in der Nacht im beleuchteten Schloss" gesehen wurde.

Nicht zu vergessen das Geheule in den Gemäuern. Alice Krotky, Wien 20, dazu: "Schon länger hielt die Fürstin Wölfe, deren Milch sie trank, um fruchtbar zu sein." 1722, mit über 40 Jahren, brachte Eleonore tatsächlich einen männlichen Erben zur Welt. Eben jenen Joseph I. Adam, den Karl VI. 1732 zum Halbwaisen machte.

Mag. Elisabeth Huberger, Wien 22: Sie "diente als Inspiration für Gottfried August Bürgers Ballade "Lenore"", die wiederum in "Bram Stokers Dracula" verarbeitet wurde.

Zum Tod der Fürstin 1741 in Wien berichtet Brigitte Schlesinger, Wien 12: Bei einer "damals völlig unüblichen" Autopsie fanden sich "Hinweise auf . . . Eierstockkrebs". Warum man sie in Krumau und nicht in der Familiengruft in Wien beisetzte, hat einen einfachen Grund: Sie hatte es selbst testamentarisch veranlasst.

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Die Kopfnuss auf S. I der Jänner-Ausgabe spricht Gesandter i.R. Dr. Josef Litschauer, Wien 10, an. Gefragt war, welcher Familie Kaiserin Elisabeth Christine, Gemahlin Karls VI., entstammte. Als Antwort war angegeben: "Aus dem Hause Braunschweig-Wolfenbüttel". Hier hakt der Spurensucher ein: "Das Haus Braunschweig-Wolfenbüttel war eine der . . . Haupt- und Nebenlinien der Familie der Welfen." Als geknackte Kopfnuss schlägt der Geschichtsdetektiv daher vor: "Familie der Welfen - Zweig . . . Braunschweig-Wolfenbüttel". Als Vergleich ein Blick auf ein anderes Herrscherhaus: "Egal ob Habsburger in Wien, Graz, Innsbruck, in den Niederlanden oder Spanien residierten - sie blieben Habsburger."

Ausgeklaubt & einsortiert von Andrea Reisner