Blutiger Auftakt zur Frage 1 der Nro. 318! Dr. Wilhelm R. Baier, Graz-Andritz: Es ging um einen "der berühmtesten ... Mordversuche in der Geschichte Österreichs." Erste Fakten bringt DI Wolfgang Klein, Wien 21: "Das Attentat auf Franz Joseph erfolgte am 18. Februar." Das Jahr nennen die Neozeitreisenden DI Paul Bargmann, Katzelsdorf, und Mag. Georg Schilling, Wien 18, (beiden ein Willkommen in der Gemeine!): 1853. Ing. Gerhard Saxinger, Wien 15, gibt den Namen des Attentäters an: János (oder Johann) Libényi (1831-1853).

Folgenreiches Attentat auf Kaiser Franz Joseph I., vereitelt durch Joseph Ettenreich (r.) und Max O’Do(n)nell (l.) auf der Kärntnertor-Bastei. - © Bild: Archiv, Repro: Martina Hackenberg
Folgenreiches Attentat auf Kaiser Franz Joseph I., vereitelt durch Joseph Ettenreich (r.) und Max O’Do(n)nell (l.) auf der Kärntnertor-Bastei. - © Bild: Archiv, Repro: Martina Hackenberg

Maria Schoßmann, Wien 19, zum Tathergang: Der Monarch spazierte "auf der Bastei, die an der Stelle der heutigen Ringstraße die Innere Stadt umschloss." Volkmar Mitterhuber, Baden: Der Ungar, der bei einem Schneidermeister "in Dienst ... war, hatte dem Kaiser aufgelauert."

Messer am Kragen

MedR DDr. Othmar Hartl, Linz: Als Franz Joseph nahe dem Kärntnertor stehen blieb, stürzte sich Libényi "mit gezücktem Messer auf ihn." Eine Frau schrie auf, der Kaiser wandte sich "zur Seite, die Messerklinge drang ... in den Uniformpelz." Dr. Günter Fostel, Wien 18: Der Herrscher erlitt eine ungefährliche, "jedoch stark blutende Wunde unterhalb des Hinterkopfs."

Hans Christian Pruszinsky, Baden: Ehe der vormalige Schneider der Honvéd (= ungarisches Freiwilligenheer, 1848f) "mehrmals zustoßen konnte, kamen Oberst Graf O’Do(n)nell (1812-1895, Anm.) und der Fleischhauer Joseph Ettenreich (1800-1875, Anm.) dem Kaiser zu Hilfe."

Hildegard Rabel, Wien 1: Der Täter wurde festgehalten, "bis ihn eine Polizeistreife verhaftete." Dr. Helmut Zemann, Kaisersdorf, zitiert damalige Berichterstattung, in der "Fassung und Ruhe" des Opfers besonders betont wurden.

Einen schaurigen Ausstellungstipp gibt Prof. Brigitte Sokop, Wien 17: Im Wr. Kriminalmuseum (Gr. Sperlgasse 24, Wien 2) sind die blutigen Handschuhe des Kaisers zu sehen.

Dr. Karl Beck, Purkersdorf: Ettenreich wurde für seine Hilfeleistung "in den Adelsstand erhoben." Dr. Manfred Kremser, Wien 18: Er war "der Sohn eines Gastwirtes," absolvierte die "Fleischerlehre ..., verlegte sich aber später auf Handel mit Hafer." Mathilde Lewandowski, Payerbach: Er "hatte es durch Erbschaft ... zu Wohlstand gebracht und sich ... aus dem Berufsleben zurückgezogen."

Dr. Erich Schlöss, Maria Enzersdorf: "Der 21-jährige Attentäter wurde zum Tod ... verurteilt", und zwar, so Johann Maierhofer, Breitenau, "durch den Strang." Mag. Luise & Ing. Konrad Gerstendorfer, Deutsch-Wagram: Er wurde "am 26. Februar 1853 bei der Spinnerin am Kreuz ... hingerichtet."

Mag. Walter Pschill, Bruck/L., zitiert aus einem Schmählied, das den glimpflichen Ausgang des Anschlags bemängelt: "Auf der Simmeringer Had’, hat’s an Schneider verwaht." Franz Kaiser, Wien 11, setzt fort: "Es g’schicht ihm schon recht, warum sticht er so schlecht?"

Dazu erläutert Richter i.R. Mag. Peter Michael Rath, Wien 7: "Die Simmeringer Haide, im Volksmund als "Had’" bezeichnet ... galt fälschlicherweise lange Zeit als Hinrichtungsstätte von Libényi."

Keine Gnade

Prof. Helmut Bouzek, Wien 13: Angeblich "sah der Kaiser ... nur auf Zureden seiner Minister ... von Begnadigung ab." Dazu Ing. Mag. Hermann Schuster, Baden: "Nach den damaligen Strafgesetzen war ... die Todesstrafe ... zwingend!" (Übrigens erhielten 18 mit Libényi befreundete Schneidergesellen auf Verdacht je 15 bis 20 Jahre Zwangsarbeit, was der Todesstrafe gleichkam.)

Neotüftler Rudolf Freiler, Lembach/Kirchschlag: Franz Joseph soll "allerdings der Mutter des Attentäters eine lebenslange Pension" bezahlt haben.

Klaus-Peter Josef, Tulln, sieht als "Urheber des Anschlags" Ungarns Opposition. Mag. Robert Lamberger, Wien 4, zum möglichen Motiv: Der Schneider "handelte aus Hass wegen der vielen Hinrichtungen in Ungarn 1849." Maria Thiel, Breitenfurt, zitiert seine Aussage vor Gericht: "Die Behandlung, die mein Vaterland unter der Herrschaft des jetzigen Kaisers erfahren musste, hat mich bis in das Innerste ergriffen ... Ich musste sehen, wie meine Landsleute, wie hochgestellte Edelleute hingerichtet und scharenweise auf Festung verurteilt worden sind, wie alle Freiheit im Lande verschwunden ist. Diesen Zustand konnte ich nicht ertragen."

Als erwiesen gelten Libényis Beweggründe nicht. Erwin Kladiva, Wien 14, erklärt: Es gab Vermutungen, Franz Joseph habe intimen Kontakt zu einer Frau aus der Familie Libényi gehabt. Manfred Bermann, Wien 13: "Sehr inoffiziell" wird als Motiv "von Eifersucht gesprochen."

Unpopulärer Monarch

DI Hans Kretz, Hinterbrühl: "Eine Sympathiewelle für den anfänglich eher unpopulären jungen Kaiser" erfasste 1853 die Bevölkerung. Man widmete ihm diverse Dankesgaben. Christian Eichinger, St. Pölten: "In der Barbarakapelle des Stephansdoms" stand ein "Votivaltar, den ein Verein hochgestellter Frauen Wiens ... gründete. Die Arbeiterinnen der k.k. Zigarrenfabrik" kauften "ein prachtvolles Muttergottesbild" für die "Servitenkirche in der Rossau."