Kennen Sie die berühmte Astronomen-Insel Hueen? Nein? Kein Wunder: So nannte bzw. schrieb man das Eiland, das Tycho Brahes Sternwarten Uraniborg und Stjerneborg beherbergte, vor Jahrhunderten. Den alten Inselnamen finden wir z.B. in der "Wiener Zeitung" vom 17. August 1805.
Unter der Titelzeile Schweden meldete damals unser Blatt eine Lustfahrt im Sunde, die das Königspaar des Landes auf der Jacht Esplandian unternommen hatte. Zuerst ging es bey dem dänischen Helsingör vorbei, wo man Salut schoss (was erwidert wurde). Der Lauf (= die Fahrt) wurde darauf nach der seit 1660 schwedischen (vorher dänischen) Insel Hueen fortgesetzt, wo Ihre Majestäten landeten. Hier besahen Sie die wenigen Ueberbleibsel von Tycho Brahes Schloß und Observatorium.
Schwedische Throninhaber taten sich leichter als ihre Nachbarn: Brahe verließ 1597 sein noch Kopenhagen unterstehendes Domizil, weil ihm der dänische Hof den Geldhahn zugedreht hatte!
Tycho Brahe zog bald nach Verlassen des Eilands, das nun Ven heißt (auch Hven, daher Hueen), in die Habsburgerlande. Konkret 1599 nach Prag.

Der in der Moldaustadt residierende Kaiser Rudolf II. (1552-1612; Herrscher des Heiligen Römischen Reichs ab 1576) ernannte den Sternenforscher zum Hofmathematicus und sagte ihm den Bau eines Observatoriums zu. Und damit führt die heutige Zeitreise nicht nur in die Goldene Stadt, sondern auch geradewegs in das goldene Zeitalter der Astronomie auf dem Boden der werdenden Monarchia Austriaca.
Brahe wurde vom Kaiser sogar mit einem böhmischen Schloss bedacht; seine Himmelsbeobachtungen machte er aber in der Residenzstadt, die zumeist auch sein Wohnsitz war.
Der nach damaligen Umständen mit etwa 53 Lenzen bereits am Lebensabend stehende Forscher machte sich an der neuen Wirkungsstätte wieder mit Feuereifer ans Werk. Allerdings bereitete ihm die Berechnung der Bewegung der Wandelsterne, also der Planeten, arge Probleme.
Ein versierter Mitarbeiter war somit dringend gesucht. Und anno 1600 gefunden.
Der 29-jährige Assistent Johannes Kepler hatte bereits einen gewissen Namen. Sternbewegungen berechnete er gekonnt. Der alte Meister und der neue Helfer bildeten also ein ideales Duo - sollte man meinen. Doch grau ist alle Theorie.
Die beiden passten ganz und gar nicht zusammen.
Der dänische Adlige Brahe war schroff und misstrauisch; die These des 1543 verstorbenen Nikolaus Kopernikus, wonach sich die Erde um die Sonne dreht, lehnte er ab. Der Württemberger Kepler hingegen dachte kopernikanisch, galt als aufgeschlossen und ebenso als standhaft...
Kepler sollte für seine Aufrichtigkeit immer wieder schwer bezahlen. In seiner Heimat war er evangelisch erzogen worden. Dazu bekannte er sich. Gleichzeitig sagte er jedoch offen, die Feindschaft zwischen den christlichen Bekenntnissen verstehe er nicht. Auch nicht die scharfe Auseinandersetzung zwischen Lutheranern und Calvinisten.
Damit saß er in Zeiten religiösen Zwists zwischen allen Sesseln. Den unbeugsamen Sucher und Forscher brachte selbst die eigene Kirche in Bedrängnis (durch Abendmahl-Verweigerung).
Noch mehr litt er unter Intoleranz der Katholiken.
Nach Prag musste er aus Graz, wo er Mathematiker und Astronom gewesen war, wegen Protestantenverfolgungen fliehen. Zum katholischen Kaiser Rudolf II., dem Astrologie über alles ging (Astronomie weniger).
Spät trug die schwierige Zusammenarbeit mit Hofmathematicus Brahe reiche Früchte: Nach dem Tod des Meisters 1601 wurde Kepler dessen Nachfolger; er baute auf Beobachtungen Brahes auf und erkannte dann, dass die Planetenbahnen Ellipsen sind. Da einen Brennpunkt jeder Ellipse die Sonne einnimmt, war das heliozentrische System bewiesen.
Das 1608 in Europa erfundene Fernrohr beschäftigte Kepler bald; er entwarf eine Optik-Theorie, auf deren Basis ein verbessertes Teleskop entstand (N.B. Damit ist die Nuss zum Bild oben geknackt; übrigens könnten die beiden Akteure Rudolf II. und Kepler sein).
Der Kaiser, für den der Forscher manches Horoskop erstellte, starb 1612. Kepler zog nach Linz, wo er posthum den Auftrag Rudolfs II., Brahes Beobachtungen auszuwerten und als "Rudolfinische Tafeln" drucken zu lassen, erfüllte: Das Werk er-schien 1627, ohne dass der Hof die zugesagten Honorare zahlte. Schon zuvor musste der große Astronom auch Linz wegen Protestantenverfolgungen verlassen. Er ging zu Wallenstein, der Horoskope schätzte. 1630 starb Johannes Kepler in Regensburg, wo er den Kurfürstentag wegen seiner Forderungen an die kaiserliche Kasse um Hilfe bitten wollte.
Kopfnuss: Das Fernrohr kam in welchem Land auf? (Die geknackte Kopfnuss finden Sie auf der nächsten Seite.)