Unschuldig bin ich in das Gefängnis gekommen, unschuldig bin ich gefoltert worden, unschuldig muss ich sterben. Denn wer in dieses Haus kommt, der muss ein Hexer werden, oder er wird so lange gefoltert, bis er etwas erdichten muss". 1628 schrieb der Bürgermeister von Bamberg, Johannes Junius, diese Zeilen an seine Tochter und schilderte, wie er nach tagelanger Marter ein falsches Schuldgeständnis ablegte. Solchen düsteren Folgen des Glaubens an Schwarze Magie widmete sich die Gemeine anlässlich der Orchidee der Nro. 350.
Gerhard Toifl, Wien 17, recherchierte: "Einen regelrechten "Hexenwahn" habe es ... zwischen 1485 und 1740 gegeben, schreibt Manfred Scheuch im "Historischen Atlas Österreich" (Ch. Brandstätter Verlag, 1. Aufl. 1994)". Insgesamt sollen in dieser Zeit in Altösterreich "5.000 Personen, hauptsächlich Frauen, den Hexenrichtern zum Opfer gefallen sein." Dr. Wilhelm R. Baier, Graz-Andritz: Besonders "die zweite Hälfte des 17. Jh.s war die ... schreckliche Zeit der vielen Hexen- und Zaubererprozesse in ganz Österreich".

Vom Teufel besessen
In Wien gelangte vor allem eine Frau als angebliche Hexe zu tragischer Berühmtheit. Dr. Karl Beck, Purkersdorf: Elisabeth, auch Elsa, "Plainacher wurde ca. 1513 in Pielamund (NÖ) geboren." Dr. Helmut Zemann, Kaisersdorf (danke für das Lied!), ergänzt: "Man sagt, Elisabeth war die einzige Hexe in Wien. Das ist so nicht richtig!" Plainacher ist zwar die einzige Frau, die in Wien als Hexe bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Tüftler Dr. Zemann verweist jedoch auf weitere Opfer, die auf andere Art hingerichtet wurden.
Plainachers Lebensweg war bitter. Sehr jung gebiert sie ein uneheliches Kind, das bald stirbt. Die erste Ehe scheidet der Tod. Sie heiratet ein zweites Mal und bekommt einen Sohn sowie die Tochter Margaret.
Diese vermählte sich mit dem Bauern Georg Schlutterbauer. Herbert Beer, Wolfpassing, setzt fort: Als viertes Kind der beiden "kam Anna auf die Welt ... Margaret starb im Kindbett. Noch vor ihrem Tod nahm sie ihrer Mutter das Versprechen ab, sich um das Mädchen zu kümmern, da Georg Schlutterbauer sich ... dem Trunk hingab und zur Gewalttätigkeit neigte ... Drei Schlutterbauer-Kinder starben alle im gleichen Jahr (angeblich) nächtens im Bett." Nur Anna, die bei ihrer Großmutter Elisabeth Plainacher wohnte, überlebte. Christine Sigmund, Wien 23, weiter: "Im Frühjahr 1583 nahm man die etwa sechzehnjährige Anna Schlutterbauer ins Wiener Bürgerspital auf. Vermutlich litt sie unter epileptischen Anfällen." Ihr Vater wandte sich an die Kirche. Man ""erkannte", sie sei vom Teufel besessen."
Während dem Mädchen in der Barbarakapelle (heute Barbarakirche, Wien 1) abermals die mutmaßlichen Dämonen ausgetrieben wurden, klagte man die Großmutter wegen Hexerei an. Plainacher wurde beschuldigt, für Annas Krankheit sowie die Todesfälle in der Familie Verantwortung zu tragen. Tüftlerin Sigmund gibt Einblicke in das infame Verfahren: "Die Befragung nahm kein Ende, doch viel schlimmer waren die Torturen, die sie ertragen musste ... Anlässlich ihres vierten Verhörs gestand sie alles, was man von ihr hören wollte." Das Urteil lautete: Tod auf dem Scheiterhaufen.
Mag. Robert Lamberger, Wien 4: Sie wurde auf der Gänseweide unter den Weißgerbern "(= Weißgerberlände) in der Nähe des heutigen Donaukanals verbrannt."
Diese betrüblichen Geschehnisse bewogen Rosemarie Kienmandl (willkommen in der Gemeine!), Präsidentin des "Verbandes Geistig Schaffender und Österreichischer Autoren", Elsa Plainacher eine Ballade zu widmen. Über deren letzte Stunde schreibt sie: "Es lodern hoch empor die düstern Flammen, / Den Himmel überzieht ein fahles Rot. / Man kreischt: "Der Hexe ewiges Verdammen!" / Die Schmerzen lösend nimmt sie auf der Tod."
Irrationaler Rudolf II.
Doch wie konnte sich diese Unmenschlichkeit derart lange behaupten? Neonussknacker Gerold Porsche, Buxtehude/Dtld., kommt zu einem wichtigen Schluss: "Der abergläubische Kaiser Rudolf II. hat die Hexenverfolgung gefördert." Neotüftler Dr. Wolfgang Waldeck, Wien 18, räumt ein, dass mehrere Ursachen für die Morde an vermeintlichen Magierinnen zu nennen sind. In Österreich sieht er v.a. den "Zusammenhang mit der Gegenreformation".
MedR DDr. Othmar Hartl, Linz, nennt weitere Erklärungen: "1478 gab Papst Sixtus IV. dem katholischen Königspaar Ferdinand von Aragonien und Isabella von Kastilien die Erlaubnis zur Wiedereinführung der Inquisition." Und: "1487 erschien in Köln "Der Hexenhammer", ein Buch der Dominikaner Heinrich Institoris (eigentlich Heinrich Kramer oder Krämer, Anm.) und Jakob Sprenger". Ing. Mag. Hermann Schuster, Baden, über das Werk: Diese Schrift (lat. "Malleus Maleficarum") hatte gravierende Auswirkungen auf die Hexenverfolgungen - besonders traf es "unangepasste Frauen". Besagte Abhandlung diente als "Strafkodex für die Gerichtspraxis in Mitteleuropa (besonders im 17. Jh.)".
