Werte Theaterinteressierte! Multitalente gesucht: "Eine jugendliche erste Bravour-Sängerin, ein Schauspieler für jugendliche Liebhaber und Naturbursche, ein dritter Tenorist, auch im Schauspiele verwendbar, und ein braver Violaspieler können bei guten stabilen Provinzbühnen, von Ostern an, Engagements enthalten."

Vorhang auf! Vermutlich im Kärntnertortheater um 1820. Druck eines zeitgenössischen Gemäldes.  - © Bild: Archiv. Repros: Philip Aufner
Vorhang auf! Vermutlich im Kärntnertortheater um 1820. Druck eines zeitgenössischen Gemäldes.  - © Bild: Archiv. Repros: Philip Aufner

Diese Anzeige aus der "Allgemeinen Theaterzeitung" vom 2. März 1840 gibt einen kleinen Einblick in die Bühnenwelt des Biedermeier in und um Wien. Die meist 4-seitige Gazette erschien mehrmals wöchentlich, um die neuesten Geschichten aus und um "Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben" zu verbreiten.

Man war sich bewusst, dass es ein "goldenes Zeitalter" für Theater war, wie die von Adolf Bäuerle (siehe auch S. II) herausgegebene Zeitung berichtete. Allerdings wurden in der oben zitierten Nummer jene ausdrücklich gewarnt, die "die Kunst um Gold verrathen, und damit eitlen Götzendienst treiben!"

Bäuerles Theaterzeitung erschien ab 1806 bis zu seinem Tod 1859 mit Redaktionssitz Rauhensteingasse Nr. 926 - um 1840 war gleich nebenan die "Wiener Zeitung" (die Blätter kooperierten zeitweise).

Spielplan in der "Wiener Zeitung" vom 2. März 1840.  - © WZ-Archiv. Faksimile: Moritz Szalapek
Spielplan in der "Wiener Zeitung" vom 2. März 1840.  - © WZ-Archiv. Faksimile: Moritz Szalapek

Dieser Exkurs soll das Bühnenbild schaffen für die Recherchen der Gemeine zur Frage 1 der Nuss Nro. 378 über Theater in Wien und Vorstädten.

Franz Kaiser, Wien 11, klärt die Frage nach der Anzahl an Bühnen in der Donaumetropole: "1840 hatte Wien fünf große Theater." Dkfm. Herbert Wöber, Wien 14, nennt ihre Namen und das Datum der Eröffnung: "Das Burgtheater (ca. 1741, Anm.) und das Kärntnertortheater (1708), in den Vorstädten das Theater in der Leopoldstadt (1781), das Theater in der Josephstadt (1788) und das Theater an der Wien (1801)."

Über die Jahrzehnte variierte die Schreibung einiger Häuser. Die für diese Zeitreisen "aktuelle" Namensgebung lässt sich aus dem Theaterprogramm ablesen, das die "Wiener Zeitung" am heutigen Tag vor 178 Jahren abgedruckt hat (siehe Faksimile). Zur Auswahl stehen Lustspiel, Ballett und Possen. Zum Repertoire erklärt Volkmar Mitterhuber, Baden: Seit Ende des 18. Jahrhunderts widmete sich das k.k. Hoftheater nächst dem Kärntnerthore der Aufführung "von Balletten sowie italienisch- und deutschsprachigen Opern." Auch das Burgtheater diente "allen Sparten als Spielstätte".

Richter i.R. Mag. Peter Michael Rath, Wien 7, zu den Standorten: Das Kärntnertortheater befand sich "an der Stelle des späteren Hotels Sacher" und wurde ca. 1873 demoliert." Das alte Burgtheater war 1741 im "Hofballhaus nächst der Burg" eingerichtet. 1756 wurde "ein Stockwerk gegen den Michaelerplatz . . . errichtet und die Fassade neu gestaltet".