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054 - „Widerliche Fotze": Wirr-Mitarbeitende erzählen

„Andreas Knünz ist auf mich zugerannt, hat mich als widerliche Fotze beleidigt und wollte auf mich losgehen." Das sagt Pia, eine von vielen Ex-Mitarbeiter:innen der Wiener Szene-Lokale Wirr und Adlerhof, die uns ihre Erfahrungen in Sprachnachrichten erzählt haben. Andere berichten von Diskriminierung, Wutausbrüchen, absichtlich zu spät ausbezahlten Löhnen und weinenden Gästen.

28 Min

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Sexuelle Belästigung, Gewalt und Diskriminierung sind nur einige der Vorwürfe rund um die Szene-Lokale Wirr und Adlerhof.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Midjourney

Als Andreas Knünz eine Mitarbeiterin „widerliche Fotze" nennt, war das offenbar nicht das einzige Mal. Denn eine weitere Ex-Mitarbeiterin des Wiener Gastronomen, der gemeinsam mit Manuel Köpf die Lokale Wirr und Adlerhof leitet, erzählt der WZ: „Knünz hat beide Mittelfinger hochgehalten und mir leise ,Du Fotze' nachgerufen." In diesem Podcast hört ihr die Stimmen mehrerer Betroffener in Form von Voicemails, die sie uns geschickt haben, nachdem WZ-Trainee Markus Hagspiel über angebliche Missstände wie diese berichtet hatte. Gemeinsam mit WZ-Host Petra Tempfer spielt er euch die Sprachnachrichten im Podcast vor.

Nicht nur Sexismus, auch sexuelle Belästigung, Gewalt und Diskriminierung am Arbeitsplatz sind Thema. „Im Endeffekt hat er mir gesagt, er hat mir das Geld nicht überwiesen, weil: Er hatte keinen Bock, und es steht in den Sternen, wann ich mein Gehalt bekommen soll", sagt eine weitere Ex-Mitarbeiterin in ihrer Nachricht. Doch nicht nur ehemalige Mitarbeiter:innen, auch ehemalige Gäste kommen zu Wort. „Aus dem Nichts hat der Besitzer angefangen, diesen Augustin-Verkäufer auf brutalste Weise anzuschreien. Eine Freundin von mir hat angefangen zu weinen, weil das wirklich eine sehr brutale Szene war", berichtet eine Lokal-Besucherin, die danach beschlossen hat, nie wieder hierherzukommen.

Die Ex-Mitarbeiter:innen zeigen sich aufgrund der Berichterstattung außerdem erleichtert. „Ich bin unfassbar dankbar, dass endlich alles ans Licht kommt und dass die Menschen, die schlecht behandelt worden sind, endlich über ihre Erfahrungen sprechen können", meint eine von ihnen.

WZ-Trainee Markus Hagspiel und Redakteurin Petra Tempfer kurz vor der Aufnahme.
WZ-Trainee Markus Hagspiel und Redakteurin Petra Tempfer kurz vor der Aufnahme.
© WZ/Mathias Ziegler

Produziert von „hört hört!“.


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Infos und Quellen

Genese

Die Berichte der WZ über angebliche Missstände im Wirr und Adlerhof haben eingeschlagen: Zahlreiche ehemalige Mitarbeitende der Wiener Szene-Lokale melden sich seither bei uns und erzählen von ihren Erfahrungen und weiteren Vorwürfen. Wir haben einige von ihnen gebeten, ihre Erlebnisse in einer Sprachnachricht festzuhalten, damit ihr den Betroffenen selbst zuhören könnt. WZ-Trainee Markus Hagspiel hat die Nachrichten gesammelt, um sie euch in dieser Podcast-Folge gemeinsam mit WZ-Host Petra Tempfer vorzuspielen.

Gesprächspartner:innen

Ehemalige Mitarbeitende der Lokale Wirr am Brunnenmarkt, Wirr in der Burggasse und Adlerhof (alle Namen von der Redaktion geändert)

Daten und Fakten

  • Andreas Knünz und Manuel Köpf betreiben mehrere Lokale unter der Smile Holding GmbH, nämlich das Wirr Brunnenmarkt, das Wirr Burggasse und das Cafe Adlerhof.

  • Die WZ hat mittlerweile mit mehr als 40 ehemaligen Angestellten der Lokale gesprochen, die alle von miserablen Arbeitsbedingungen berichten. Sie erheben schwere Vorwürfe: Gewalt, Sexismus, Diskriminierung, Beleidigungen, Wutausbrüche, absichtlich zurückgehaltene Löhne. Die Betreiber streiten die meisten Vorwürfe ab.

    Deren Antwort per Mail auf eine Anfrage Markus Hagspiels (geringfügig gekürzt):

    „Wir haben Ihnen bereits in den ersten E-Mails sehr transparent unsere Sichtweise dargelegt, leider wurden unsere Stellungnahmen über weite Strecken ignoriert. Auch diesmal bezieht sich die Anfrage auf frei erfundene und für uns absolut nicht nachvollziehbare Vorwürfe, die noch dazu rechtlich strafbar wären. Wenn Sie uns Beweise oder Informationen vorlegen können, gehen wir den Vorfällen gerne nach. Im Unternehmen sind diese nicht bekannt. Wir wissen, das Thema geht von einer kleinen Gruppe ehemaliger unzufriedener Mitarbeiter:innen aus, die ganz offensichtlich dem aktuellen Team schaden wollen. Wir haben uns mit 50 aktuellen Mitarbeiter:innen zu dem Thema besprochen und in den Gesprächen waren alle sehr erstaunt über die Vorwürfe. Auch seitens der Gäste gibt es kein derartiges Feedback."

  • Die Berichterstattung hat Wellen geschlagen: Andere Medien haben die Recherchen der WZ aufgegriffen, die Grünen und die Neos werden in den Lokalen keine Veranstaltungen mehr abhalten, und in der Burggasse waren Zettel mit den Aufschriften „Boycott Wirr" und „Boycott Adlerhof" zu sehen. Die Szene-Gastronomen selbst haben auf ihren Kanälen keine Stellungnahme veröffentlicht.

  • Markus Hagspiel ist derzeit Teil des 360° Journalist:innen Traineeship des Media Hub Austria der Mediengruppe Wiener Zeitung. Bis 12. Jänner 2025 läuft die Bewerbungsfrist für den siebten Durchgang. Die wichtigsten Informationen zu Traineeship und Bewerbung findest du hier.

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