002 - Spaß an der Oper
- Mit
- Petra Tempfer
Heute ist Edwin Baumgartner zu Gast, Musik- und Theaterwissenschafter, Redakteur bei der WZ und noch dazu Opern-Experte. Er erzählt WZ-Redakteurin Petra Tempfer, wie es dazu gekommen ist, dass überhaupt eine erste Oper geschrieben wurde, und, dass Opern-Komponisten eigentlich Schlagerstars waren. Und: Opern müssen nicht immer von Liebesdramen und Rachemord handeln. Ganz im Gegenteil.
Auf einer anderen Plattform anhören:
Warum gibt es überhaupt Opern? Die erste Oper, die man als richtige Oper bezeichnen kann, war L`Orfeo von Claudio Monteverdi. Das ist circa 415 Jahre her, die Oper war ein Geburtstagsgeschenk an den Fürsten Gonzaga, einer der Fürsten in Italien, erzählt der Musik- und Theaterwissenschafter Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer.
Diese Opern, die damals geschrieben wurden, waren aber ganz anders als das, was wir heute darunter verstehen. Sie dienten der Volksbelustigung, die Rock- und Popmusik der damaligen Zeit war die Oper. Die Leute, ob Adel, ob Volk, ob Analphabeten, ob Schreibkundige, ob Philosophieprofessoren, ganz egal: Jeder ist in die Oper gegangen. Die Oper war der Schlager der frühen Jahrhunderte. Heute ist das nicht mehr so. Im 19. Jahrhundert hat sich das gedreht, und die Oper ist elitär geworden.
Dennoch gibt es die Möglichkeit, auf die Suche zu gehen, ob einem eine Oper gefallen würde – man geht auf YouTube. Dort gibt es Opern in Ausschnitten, massenhaft Opern in ganzen Aufnahmen mit Bild, ohne Bild, mit Video, ohne Video, historische Aufnahmen, zeitgenössische Aufnahmen. Man kann hören, was man will. Es muss auch nicht immer nur um Liebesdramen, Mord und Totschlag gehen, es gibt auch komische Opern wie die französischen. Und dann kann man vielleicht sogar drei, vier billige Vorstellungen besuchen, und mit der Zeit wird man drauf kommen, was einem gefällt und was nicht. Es ist ein Ausprobieren. Und vielleicht macht Oper dann sogar Spaß.
Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.
Infos und Quellen
Genese
Ein Opernbesuch ist meist teuer und hat den Ruf, ein elitärer Zeitvertreib zu sein. Deshalb versuchen es viele vermutlich erst gar nicht, sich damit auseinanderzusetzen geschweige denn, hinzugehen. WZ-Redakteurin Petra Tempfer wollte diesem Mysterium Oper daher auf den Grund gehen, damit es nicht komplett in Vergessenheit gerät, und herausfinden, was tatsächlich dahintersteckt.
Gesprächspartner
Edwin Baumgartner hat Musik-, Theaterwissenschaft und Komposition studiert. Seit mehr als 30 Jahren ist er bei der WZ als Redakteur tätig. Seine Kompositionen wurden in Europa und Asien aufgeführt. Zusätzlich hat er zwei Bücher geschrieben, die im Claudius-Verlag herausgekommen sind: „Schmäh“ und „Wiener Wahn“ befassen sich mit den Untiefen der Wiener Seele; zusammen mit den Autorinnen Doris Kloimstein und Ingrid Schramm hat er bei Goldegg den Band „Nennen wir ihn Rumpelstilzchen“ mit kuriosen Geschichten über Schriftsteller:innen herausgebracht.
Daten und Fakten
Einstiegsopern:
„Carmen” von Georges Bizet (1875) komplett und Highlights
„Rigoletto” von Giuseppe Verdi (1851) komplett und Highlights
„Der fliegende Holländer” von Richard Wagner (1843) komplett und Highlights
Ebenfalls erwähnte Oper:
„Tristan und Isolde” von Richard Wagner (1865) komplett und Highlights
Quellen
Archiv:
Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 1. Oktober 1791 (auf Seite 9):
Im k. und k. Nationaltheater wurde letztvergangenen Dienstag, den 27. September, zum ersten Mal vorgeführt: ein neues Originallustspiel in fünf Aufzügen von Herrn Johann Friedrich Jünger, „Die Geschwister vom Lande” betitelt.
Einspielungen:
Monteverdi im Original:
Monteverdi in der Bearbeitung von Carl Orff:
Die „Toccata“ allein (gefolgt vom gesamten Werk in Clips zerschnitten)
Das gesamte Werk (durchlaufend, allerdings in einer anderen Aufnahme)
Originaler Monteverdi szenisch aufgeführt (Nikolaus Harnoncourt)
Das Thema in anderen Medien
Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Die Nummer lautet: +43 664 834 8344. Unseren Podcast könnt ihr auf Spotify, Apple, Google und anderen Plattformen kostenlos abonnieren.
Wir bitten um Feedback unserer Hörer:innen an feedback@wienerzeitung.at