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016 - Warum KI nicht richten darf

Die einen sehen in ihr eine geniale Errungenschaft, die anderen warnen vor Fehlurteilen: Es geht um Künstliche Intelligenz (KI) und ChatGPT in der Justiz, um die Digitalisierung der Rechtsbranche. In den USA setzen große Kanzleien KI zum Beispiel in Insolvenzabteilungen ein, um Antworten auf juristische Fragen zu erhalten. In London ließ man versuchsweise KI am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte urteilen – mit 79 Prozent Wahrscheinlichkeit waren es richtige Entscheidungen im Sinne der Richter:innen. Und auch in Österreichs Rechtssystem kommt Künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz. Wie intensiv und wo genau, erklärt Sophie Martinetz, Gründerin und Leiterin von Future-Law und Director des WU Legal Tech Centers, im Gespräch mit WZ-Redakteurin Petra Tempfer.  

29 Min

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Ein Richterhammer mit Linien die an ein Motherboard erinnern.
Künstliche Intelligenz kann echt ungerecht sein.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Midjourney

Hungrige Richter:innen kurz vor dem Mittagessen fällen härtere Urteile. Das hat eine israelische Studie ergeben, in der es um die Frage ging, ob Häftlinge auf Bewährung freigelassen werden sollen. Vor dem Mittagessen wollten die Richter:innen offenbar kein Risiko eingehen und entschieden eher gegen die Freilassung. Der Maschine passiert das nicht – sie agiert aber dennoch mitunter unmenschlich, sagt Podcast-Gast Sophie Martinetz im Gespräch mit Host Petra Tempfer. KI ist so individuell wie die Bereiche, für die sie trainiert worden ist, und: Sie kann auch lügen. 

Gerichtsurteile fällen darf sie daher (noch) nicht. Weltweit sei es derzeit so, dass Recht von einem/einer Richter:in gesprochen werden muss, sagt Sophie Martinetz. Im Vorfeld, zum Beispiel für das Aufbereiten von Daten, könne man KI sehr wohl verwenden. Damit Menschen schneller zu ihrem Recht kommen, wäre es in den Augen der Juristin allerdings sinnvoll, KI intensiver einzusetzen: Vor allem in Ländern wie Indien liegen Millionen von Fällen jahrelang, bis sie bearbeitet werden. Die Arbeit der Rechtsanwaltsanwärter:innen werde trotzdem nicht überflüssig werden es gibt genug zu tun.

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