Interesse an Pisa schwindet

Die offenbar leicht verbesserten Pisa-Ergebnisse taugen hingegen kaum als Erfolgsbilanz der Ära Schmied, da bildungspolitische Maßnahmen weit länger als nur drei Jahre benötigen. Allerdings sind die 2012 getesteten Schüler die ersten, die von Maßnahmen der SPÖ-ÖVP-Regierung wie der Senkung der Klassengrößen, muttersprachlichem Unterricht und Tagesbetreuung in der Schule profitierten.

Dass Pisa hierzulande für solchen medialen Aufruhr sorgt, beschreibt Hopmann als österreichisches Spezifikum. In den meisten Ländern löst Pisa längst keine große Debatten mehr aus - egal wie gut oder schlecht das Ergebnis ist: "Das erste Mal erschrickst du, aber irgendwann normalisiert sich das, wie bei allen Hiobsbotschaften", sagt Hopmann und fügt amüsiert hinzu: "In Finnland wird selbst das hohe Lob nur noch zur Kenntnis genommen."

Bildung als Koalitionsthema

Doch heuer platzt die Veröffentlichung der Pisa-Studie mitten in die Koalitionsverhandlungen hinein, bei denen zuletzt bildungspolitische Grabenkämpfe ausgebrochen sind: ÖVP-Chef Michael Spindelegger hatte zuletzt am Wochenende sein Beharren auf die AHS in ihrer jetzigen Form bekräftigt, nachdem Medien zuvor unter dem Titel "Gesamtschule light" von einer Einigung auf eine zweijährige "Orientierungsphase" nach der Volksschule berichtet hatten. Die langjährige SPÖ-Forderung nach der Gesamtschule ist vermutlich vom Tisch. Egal, wie die Pisa-Studie letztlich ausfällt: Es ist anzunehmen, dass die Politik versuchen wird, sie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Ob sie dafür wirklich taugen, darüber lässt sich streiten. Inzwischen hat sich vielerorts die Meinung durchgesetzt, dass die Aussagekraft von Pisa beschränkt ist: Die "Zeit" bemängelt, Pisa würde zu wenig über die Ursachen des unterschiedlichen Abschneidens der Schüler in den deutschen Bundesländern aussagen, die "Süddeutsche Zeitung" wettert, Pisa sei "moderner Aberglaube" und habe sich längst von einem "deskriptiven zu einem normativen Projekt entwickelt, das dem Schulunterricht einen neuen Inhalt gibt und seinen Zweck verändert." Die "Süddeutsche" übt auch Kritik an der OECD, die für die Studie verantwortlich ist, einer "politisch gewollten, durch staatliche Verträge gesicherten und institutionell weit überlegenen Agentur, die ihr Betriebssystem für sehr viel Geld verkauft".