Wien. Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen bereitet so manch Erwachsenem Kopfschmerzen. Mit dem Smartphone in der Hand vor dem Fernseher sitzend, konsumiert und agiert unser Nachwuchs heute wie in Paralleluniversen. Im Schulunterricht wiederum kommt das Smartphone immer häufiger zum Einsatz, wenn es etwa um individuelle Schnellrecherchen geht. Auch Musikhören ist ab und zu gestattet. Also Multitasking wie es im Buche steht. Und auch dieses ist bei der Mediennutzung aber offenbar nicht wegzudenken und findet nach wie vor seinen Platz. Um herauszufinden, wie Jugendliche heute mit Medien umgehen, hat die Anglistin Susanne Reichl von der Universität Wien nun eine interdisziplinäre Forschungsplattform initiiert. Die Lesegewohnheiten Jugendlicher nehmen dabei einen breiten Raum ein.

Frage nach Lesegewohnheiten

"Bei der Frage nach den Lesegewohnheiten Jugendlicher spielen heute sehr viele Medien und Plattformen eine Rolle", stellt die Expertin vom Institut für Anglistik und Amerikanistik fest. Das Buch an sich ist auch in der Kinder- und Jugendliteraturforschung nicht mehr das einzige Medium, das untersucht wird. Denn auch auf Twitter wird beispielsweise gelesen. Zudem gestalten die jungen Menschen in der heutigen Medienwelt auch die Medien selbst mit anstatt sie lediglich zu konsumieren und die Inhalte aufzusaugen. So schaffen sie mit ihrem Tun fast wie nebenbei ganz eigene Lebenswelten, die mit der neuen Plattform #YouthMediaLife nun unter die Lupe genommen werden sollen.

Mit zehn weiteren Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen initiierte Reichl dieses Projekt. Dabei beschäftigen sich die Wissenschafter mit der Altersgruppe ab 14 Jahren. In dieser Lebensphase wird der Medienkonsum schon viel weniger vom Elternhaus bestimmt. Vielmehr wählen die Jugendlichen zumeist selbst, was gefällt und was eben nicht.

"Jugendliche nutzen Medien sehr selektiv", erklärt die Forscherin. "Das gemeinsame Wissen über Musikcharts oder Fernsehserien, das es vor ein paar Jahrzehnten noch gab, wird weniger." Dafür würden mittlerweile von der "Generation Harry Potter" bis zur "App-Generation" Jugendliche von der Außenwelt immer stärker über ihren Medienkonsum definiert.

Und die Diskussionen über die Vor- und Nachteile reißen sowohl unter Experten als auch in der Bevölkerung nicht ab. So sind manche Menschen der Ansicht, dass Kinder des Kommunizierens nicht mehr mächtig sind. Andere wiederum sehen in diesen neuen Technologien ein riesiges Potenzial für Lernprozesse. Dabei stünden neue und alte Medien - also Buch und Smartphone - gar nicht in Opposition zueinander. "Jugendliche gehen viel entspannter mit unterschiedlichen Medien um, als man ihnen zuschreibt", betont Reichl. Das Smartphone verdränge das Buch nicht, sondern biete für Nutzer viele neue Möglichkeiten, Medien aktiv mitzugestalten.