Wann das Spiel Königrufen entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Jedenfalls entwickelten sich Ende des 18. Jahrhunderts erstmals im heutigen Italien Tarockspiele mit Formen des Lizitierens. Dies war eine Anleihe aus dem Spiel lHombre, und die neuen Spielvarianten nannte man Tarock-lHombre. Fast zur gleichen Zeit ist in der Lombardei das Spiel Chiamare il Re belegt, dessen Name unserem Begriff Königrufen schon genau entspricht. (Dummett, 1980, S. 268) Wenngleich der erste deutschsprachige Beleg für Königrufen aus den 1820er Jahren stammt, so dürfte das Spiel doch bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden sein. Königrufen ist also 200 bis 250 Jahre alt.
Wenn wir heute von Königrufen sprechen, denken wir an ein vielschichtiges Spiel mit breit gefächerten Spielansagen und Prämien - das moderne Königrufen. Dieses hat sich allerdings frühestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts herausgebildet. Damals kamen findige Tarockierer auf die Idee, anstatt des Selbstrufers - der Ruferspieler mit einem starken Blatt ruft einen König, den er selbst hat - einen Dreier ins Regelwerk aufzunehmen. Ein nächster Schritt waren Spielansagen für Spieler mit schwachen Karten: Bettler, Trischaken und Piccolo. Gleichzeitig wurden nach dem Muster des Pagat weitere Prämienansagen kreiert: Uhu, Kakadu/Kanari/Pelikan und Marabu/Lämmergeier/Kikeriki/Quapil. Die Farbenspiele und die Renvers-Spiele stellen einen vorläufigen Endpunkt in dieser Entwicklung dar.