
Mittlerweile scheint der sechsfache Vater im Register der Langzeitarbeitslosen auf und bezieht Notstandshilfe. Indem er auf mehrere Jahre im Arbeitsfindungs-Programm des Arbeitsmarktservice (AMS) zurückblickt, fällt ihm eine alarmierende Entwicklung auf: Bedingt durch die Finanzkrise sind seiner Ansicht nach billige, für kurze Zeit zur Verfügung stehende Arbeitskräfte besonders willkommen - die durch das AMS vermittelt würden, "wobei die Arbeitssuchenden jedoch ausgenutzt und belogen werden", wie Halmann beklagt.
"Uns Arbeitslosen wird dabei etwas vorgegaukelt, wir werden an die Leine gelegt und unter Kontrolle gehalten", sagt der 53-jährige Wiener Neustädter und erinnert sich an seine letzte, zu seinem Leidwesen nur kurzfristige Beschäftigung: Dabei erledigte er gemeinsam mit einem 24-jährigen Arbeitssuchenden Maurer- und Ausbesserungsarbeiten in der Privatschule Santa Christiana in Wiener Neustadt.
"Ich freute mich sehr, endlich eine Arbeit bekommen zu haben", schildert Halmann, "leider wurde mir aber der Umstand verschwiegen, dass diese Tätigkeit ohne Chance auf eine fixe Anstellung erfolgt." Nach fünf Wochen standen nämlich bereits die nächsten zwei Arbeitslosen vor der Tür, die die zwei Kollegen "ablösten".
Vertrag war befristet
Halmann fühlt sich schlichtweg betrogen. "Uns wurde gesagt, dass wir fünf Wochen lang Überzeugungsarbeit leisten können", meint er, "und in Wirklichkeit hatten wir von Anfang an keine Chance." Angeblich wurde der Fleiß der beiden ständig gelobt, "wir sind die Besten, wurde uns gesagt, obwohl Maurer ja gar nicht unser erlernter Beruf ist", erzählt Halmann.
"Beide haben einen Vertrag über ein für fünf Wochen befristetes Arbeitsverhältnis ausgefüllt", kontert Richard Umhack, Verwalter der Privatschule Santa Christiana. "Wir brauchten für kurze Zeit eine zusätzliche Kraft fürs Streichen und Malen, darüber bestand auch mit dem AMS eine Abmachung", fügt der Verwalter hinzu. Die Schule wird für die Beschäftigung Arbeitssuchender vom AMS über einen Zuschuss finanziell unterstützt.
Diesem ging es laut Helga Farkas, Geschäftsstellenleiterin des AMS Wiener Neustadt, hingegen darum, Arbeitslosen sämtliche Konsequenzen, die mit einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt verbunden sind, zu vermitteln. "Dinge wie das frühe Aufstehen oder das rechtzeitige Erscheinen müssen vor allem von einem Langzeitarbeitslosen neu erlernt werden", meint Farkas gegenüber der "Wiener Zeitung" - die Hoffnung auf eine feste Anstellung sei bei Halmann und seinem Kollegen nie geschürt worden.
"Da kann er jetzt nicht sagen, dass ihn die Firma ausgenutzt hat", fährt die Geschäftsstellenleiterin fort, "er ist ein Langzeitarbeitsloser, da nimmt man jeden Strohhalm!" Halmann sieht das anders. Auch wenn er fünf Wochen lang statt der üblichen 880 Euro Notstandshilfe 1100 Euro zur Verfügung hatte - der frisch Verheiratete, der für eine Tochter 150 Euro Unterhalt zu zahlen hat, strebt eine langfristige Beschäftigung an.
"Aber selbst wenn ich von vornherein wüsste, dass eine Arbeit befristet ist, könnte ich sie nicht ablehnen", weiß Halmann, "denn dann gelte ich als nicht arbeitswillig und werde gesperrt." Um Arbeitslose in ähnlichen Situationen zu unterstützen, hat der 53-Jährige die Initiative "Menschen ohne Arbeit in Österreich" gegründet, für die auch ein Rechtsanwalt unentgeltlich tätig ist.
Die Zahl der Mitglieder steigt laut Halmann ständig an - immerhin drängt sich das Thema Arbeitslosigkeit in Österreich zunehmend in den Vordergrund. Verglichen mit dem Vorjahr wurden im Juli um 30 Prozent mehr Arbeitslose gezählt.