"Wir streben eine Versachlichung der Diskussion ohne falsche Harmonie an", erklärte eingangs die stellvertretende Imabe-Geschäftsführerin Susanne Kummer.
"Gott entzieht sich der Naturwissenschaft"
"Die synthetische Evolutionstheorie hat den Neodarwinismus abgelöst", erläuterte der Zoologe Karl Crailsheim, Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz. Zu Geologie und Populationsbiologie kamen Genetik und neuere Werkzeuge, wie das Elektronenmikroskop, hinzu. "Für ein Intelligent Design gibt es nach der synthetischen Evolutionstheorie zwar kein Indiz, ausschließen kann man es aber auch nicht."
Unproblematisch ist die Evolutionstheorie für den Priester und Professor für Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom, Martin Rhonheimer. Wichtig sei nur, dass man sie als naturwissenschaftliche Theorie und nicht als Weltanschauung auffasse. Den Menschen und seine Entstehung könne sie nicht ausreichend erklären.
Rhonheimer: "Zum Menschsein gehört auch die geistige Dimension. Die ist aber nicht Fach des Naturwissenschafters." Die Entwicklungsbedingungen der menschlichen Entstehung, nicht die Entstehung selbst, würden durch die Evolutionstheorie erklärt.
Gott entziehe sich dem naturwissenschaftlichen Zugriff: "Gott ist nicht Bestandteil des Systems von Naturursachen, sondern ist diesem transzendent. Er wirkt nicht im System, sondern hat das System erschaffen." Vertreter des "Intelligent Design" vermischten laut Rhonheimer biologische und religiöse Ebene.
Der Stellenwert biologischer Aussagen über den Menschen war anschließend Thema einer lebhaften Debatte. Für Crailsheim war die Einzigartigkeit des Menschen unter den Lebewesen nicht unmittelbar einsichtig. Interessenkonflikte oder Beziehung zum Tod gebe es bei Tieren wie bei Menschen. "Natürlich haben auch Tiere Emotionen und Leidenschaften", räumte Rhonheimer ein. Nur der Mensch hätte aber dank seines Geistes Kultur und Zivilisation hervorbringen können.
Der Mensch wirklich
Baby von Affeneltern?
Johannes Bonelli, Professor für Innere Medizin in Wien und Imabe-Direktor, gestand als einziger Teilnehmer ein, Evolutionstheorie und Schöpfungslehre nicht verbinden zu können. "Laut den meisten Evolutionsbiologen ist der Affe mit zunehmender Größe seines Gehirns allmählich zum Menschen geworden. Der Geist ist dann nur mehr Produkt chemischer Prozesse im Gehirn."
Wenn der erste Mensch Ergebnis der Kopulation eines Affenpaares wäre, könne heute "jede schwangere Affenmutter möglicherweise gerade ein menschliches Baby austragen." Bonelli zieht deshalb einen Schluss, mit dem er sich von vielen Kollegen abgrenzt: Er hält die klassische Erklärung der Glaubenslehre, nach der Gott die ersten Menschen geschaffen habe, für die "unproblematischste".