Die zwischen 1861 und 1869, von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll, an der Ringstraße erbaute Wiener Staatsoper, wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört, übrig blieben nur noch die Hauptmauern. Die Renovierungs- und Aufbauarbeiten dauerten bis zum Herbst 1955, bis das Opernhaus wiedererrichtet war, u. a. nach Plänen von Architekt Erich Boltenstern. Da die Originalpläne und vor allem Skizzen der ornamentalen Details, nicht mehr auffindbar waren, konnte die Oper nicht mehr exakt wie das alte Haus errichtet werden. Der gesamte Dekorations- und Requisitenbestand, die Ausstattung von mehr als 120 Opern mit rund 150.000 Kostümen, gingen bei dem Brand ebenso verloren, so war der Neubau quasi auch ein Neustart für die Wiener Oper, die seither über 1.709 Sitz- und 567 Stehplätze verfügt.

Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper - © ÖNB / Rübelt
Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper - © ÖNB / Rübelt

Die Wiedereröffnung der Staatsoper wurde mit Ludwig van Beethoven Oper "Fidelio" gefeiert – mit Karl Böhm als Dirigent. Bundespräsident Theodor Körner wie auch Bundeskanzler Julius Raab waren neben zahlreichen Ehrengästen aus dem In- und Ausland anwesend, auf den Stehplätzen durften Wiener Schüler die Aufführung kostenlos miterleben. Mehr als 250 ausländische Journalisten kamen ebenso und fast alle österreichischen Redaktionen waren vertreten. 38 Rundfunkstationen strahlten weltweit das Ereignis aus. Die Bevölkerung nahm an dem Ereignis ebenso Anteil: Tausende Menschen stellten sich stundenlang an, um noch einen Stehplatz zu erhalten. Jene, die keine Karte mehr ergattern konnten, lauschten dem Ereignis vor der Oper über Lautsprecher. Die Wiedereröffnung der Staatsoper fand sogar in der New Yorker Zeitung "Herald Tribune" Beachtung, darin war zu lesen, dass die Eröffnung sowohl "die physische Rehabilitierung Österreichs als auch seine Befreiung von jahrelanger Besetzung durch fremde Mächte" symbolisiere.