Mariahilf glich einem Heerlager, schrieb die "Neue Freie Presse" nach dem 3. Jänner 1931. Berittene Polizei räumte ganze Straßenzüge. Nazi-Demonstranten randalierten, schlugen Auslagenscheiben ein, beschädigten vorbeifahrende Straßenbahnen, hielten Autos an und pöbelten Passanten an. Der Grund war die Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" von Rainer Maria Remarque. Ein in den USA produzierter Anti-Kriegsfilm über die Gräuel des ersten Weltkriegs, der im Wiener Apollo-Kino seine Österreich-Premiere feierte. Der Film löste in der politisch aufgeheizten Zeit auch in Deutschland bürgerkriegsähnliche Szenen aus. Am 9. Jänner 1931 sprach die Bundesregierung per Verordnung ein generelles Vorführungsverbot aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam "Im Westen nichts Neues" übrigens in einer gekürzten, neu synchronisierten Fassung in die Kinos. In Österreich wurde das Aufführungsverbot jedoch erstaunlicherweise erst Anfang der 1980er-Jahre aufgehoben.

Mariahilf außer Rand und Band - © Bundeszentrale für politische Bildung Deutschland
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