"Man sieht hochgetürmte Eisberge. Es schaut aus, als hätten Eiswagen einfach ihre Last auf einer weiten Ebene hingeschüttet." So beschreibt die "Illustrierte Kronen-Zeitung" den Eisstoß, der nach lang anhaltender Kältewelle am 22. Jänner 1940 Wien erreichte. "Die schwache Strömung hat nicht verhindern können, dass sich im Donaukanal schon eine feste Eisdecke gebildet hat. Bei der Urania kann man noch einige freie, aber schon viel mehr vereiste Stellen sehen." Die Eismassen, die am frühen Nachmittag die Stadt erreichten, zogen etliche Schaulustige an, die das immer wiederkehrende Naturschauspiel neugierig bewunderten.

Wien im Eisstoß-Fieber - © ÖNB/ Rübelt 001_40_005_012_B_1A_18a
Wien im Eisstoß-Fieber - © ÖNB/ Rübelt 001_40_005_012_B_1A_18a

Dabei war der Eisstoß 1940 nicht ganz so spektakulär wie jener von 1929. Damals sanken die Temperaturen auf minus 29 Grad. Der anhaltende Frost hatte die Stadt in Ausnahmezustand versetzt. Ein mächtiger Eisstoß baute sich, von Hainburg kommend, stromaufwärts auf und erreichte am 9. Februar die Reichsbrücke. Die Donau war auf einer Länge von 40 Kilometern zugefroren.