Manchmal sind es nur wenige Augenblicke, die das Leben eines Menschen für immer prägen. Bei Franz Klammer waren es 33 Hundertstelsekunden bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck.
Klammer galt als klarer Favorit bei der Abfahrt der Herren. Die ganze Nation zählte auf ihn. Vor über 60.000 Zuschauern kam es am 5. Februar zum großen Showdown mit Bernhard Russi, dem Olympiasieger von 1972. Der Schweizer stellte gleich einmal Bestzeit auf. Klammer startete mit der Nummer 15, als die Strecke schon ruppiger und damit schwerer zu befahren war. Nicht unbedingt die beste Ausgangslage für eine Goldmedaille. Bei der Zwischenzeit lag er nur auf Platz drei, mit 19 Hundertstelsekunden Rückstand.
"Ich habe gewusst, dass ich gewinnen werde – oder es haut mich auf die Goschen. Und so eine gute Kurve wie dort unten am Bäreneck bin ich nie mehr gefahren." Tatsächlich, Klammer triumphierte dank seiner unglaublichen Fahrweise mit 33 Hundertstelsekunden Vorsprung.
Was den damaligen Sportminister Fred Sinowatz übrigens zu einer anderen "sportlichen Höchstleistung" veranlasste. Er hatte vorher mit Klammer gewettet, dass er den Patscherkofel zu Fuß zu besteigen würde, falls dieser gewinnen würde. Beide lösten diese Wette im Sommer 1976 zusammen ein.

Dass Sinowatz solche Wettschulden immer einlöste, führte übrigens später zu einer klassischen "Zeitungsente": Eine Bundesländerzeitung berichtete, der immer doch recht korpulente Sinowatz würde wegen einer verlorenen Wette über die Bergisel-Schanze springen. Scherzbolde im Parlament hatten einem angesehenen Journalisten erfolgreich diesen Bären aufgebunden.