Nur wenige Recherchen österreichischer Journalisten bewegten die Nation so sehr wie die des ehemaligen Profil-Redakteurs Hubertus Czernin über die NS-Vergangenheit des damaligen Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim.

Am 3. März, in der heißen Phase des Wahlkampfes, veröffentlichte Czernin die Wehrstammkarte des ÖVP-Politikers. Aus ihr ging eindeutig hervor, dass Waldheim ab 1938 Mitglied der SA und des nationalsozialistischen Studentenbundes war. Und dass er am Balkan im Stab des später als Kriegsverbrecher hingerichteten Generalmajors Alexander Löhr gedient hatte. All das hatte Waldheim in seiner Vita bislang tunlichst verschwiegen.

Ein politischer Sturm brach los. Wöchentlich kamen neue Einzelheiten im In- und Ausland ans Tageslicht, immer heftiger wurde die Diskussion zur Beteiligung von Österreichern an NS-Verbrechen. Doch während die einen eine Aufarbeitung der verdrängten Wahrheit forderten, plakatierten die anderen "Jetzt erst recht!"-Banderolen auf Kurt Waldheim-Plakate.

Waldheims Wahlsieg konnte der Profil-Artikel nicht verhindern. Doch der österreichische Präsident stand von nun an auf der Watchlist des US-Justizministeriums und durfte zeitlebens nicht mehr in die USA einreisen. Auch von den meisten europäischen Staaten wurde er gemieden. Waldheims Auslandskontakte beschränkten sich allein auf einige arabische Länder.