Es war eines der grausamsten Verbrechen der österreichischen Geschichte, für den damaligen Wiener Bürgermeister Zilk vergleichbar mit medizinischen Versuchen in Ausschwitz: die Mordserie im Krankenhaus Lainz. Bis zu 100 Patienten sind hier von kriminellem Pflegepersonal ums Leben gebracht worden. Als schließlich im März 1991 die Urteile auf "lebenslänglich" verkündet wurden, brach die Hauptangeklagte Waltraud Wagner noch im Gerichtssaal zusammen und musste vom Notarzt behandelt werden.
Von 1983 an hatte die Stationsgehilfin Wagner im Krankenhaus Lainz zuerst allein, dann zusammen mit drei weiteren Schwestern begonnen, ältere sterbenskranke Patienten systematisch zu ermorden. Die Opfer wurden entweder mit Insulinspritzen oder Rohypnol vergiftet, andere ertränkt. Die extreme Häufung an Todesfällen fiel zunächst niemandem auf der Station auf, auch nicht der hohe Medikamentenverbrauch. Erst im April 1989 flog das mörderische Schwesternquartett auf.
Heute sind alle vier nach rechtskräftiger Verbüßung ihrer Strafe - wieder auf freiem Fuß – unter neuer Identität und an unbekannten Orten. Auch das Krankenhaus Lainz wurde umbenannt – es heißt jetzt "Krankenhaus Hietzing".
Im öffentlichen Bewusstsein wurden die Straftaten zu Unrecht dem benachbarten "Pflegeheim Lainz" zugeordnet. Dieses wurde trotz erstklassiger Pflegeleistungen den Fluch des schlechten Rufes nie wieder los. Nach Umbenennung in "Geriatriezentrum am Wienerwald" musste es vor wenigen Jahren komplett geschlossen werden.
Der Fall führte zu einer Totalreform des Pflegewesens in Wien und Österreich.