Es gibt wohl kaum einen Straßenzug im Herzen Wiens, der seit dem Bau der Ringstrasse eine abwechslungsreichere Namensgeschichte vorzuweisen hat, als der heutige "Universitätsring". Eröffnet wurde der Abschnitt zwischen Bellariastraße und Schottengasse 1870 als "Franzensring".
Mit dem Ende der Monarchie wechselte erstmals der Name. Die Straße wurde in Gedenken an den Tag der Ausrufung der Republik in "Ring des 12. November" umbenannt. 1934 änderten sich die politischen Verhältnisse erneut. In der austrofaschistischen Diktatur wurde die Straße in zwei Abschnitte geteilt und erneut umbenannt. Der Ring zwischen Stadiongasse und Schottengasse bekam nun den Namen des ehemaligen Wiener Bürgermeisters Dr.-Karl-Lueger. Den behielt die Straße weit über alle Diktaturen hinaus bis zum 19. April 2012. An diesem Tag beschloss die Wiener Stadtregierung, dem langen Drängen von vielen Bürgern und der Universität Wien nachzugeben und den "Dr.-Karl-Lueger-Ring" in "Universitätsring" umzubenennen.
Denn der kommunale Erneuerer Lueger war ein rabiater Judengegner und galt als "Vertreter des modernen Antisemitismus", so die Begründung. Zudem war Lueger bekannt für seine Wissenschaftsfeindlichkeit, was gar nicht zur Adresse einer Universität passen wollte. Noch immer sind aber zwei Denkmäler, eine Kirche (Zentralfriedhof) und ein Platz in der City nach dem christlich-sozialen Lueger benannt.