1947 hatte es Gerüchte gegeben, die Tiere am Schlachthof St. Marx würden nach ihrem tagelangen Transport nicht ordnungsgemäß versorgt bzw. nicht rasch genug "dem Konsum zugeführt", wie die "Wiener Zeitung" berichtete. Am 28. Mai 1947 – mitten während erster Verhandlungen zum Staatsvertrag – nahmen Bundeskanzler Leopold Figl, der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Josef Kraus, und der Bundesminister für Volksernährung, Otto Sagmeister, persönlich einen Lokalaugenschein auf den Schlachthofgründen in St. Marx im Osten von Wien vor. Figl, Kraus und Sagmeister beobachteten, wie Rinder aus den Transportern verladen und in die Rinderhallen gebracht wurden. In dieser Woche geschah dies mit Hilfe der britischen Armee, die ihre Verladerampe für diese Zwecke verlieh. Sie besichtigten auch die Schlachthöfe selbst und bedankten sich bei den dort Arbeitenden für ihre Arbeit.

Der hohe Besuch war weniger am Tierwohl als an der Fleischversorgung der Wiener interessiert. Die politischen Vertreter konnten zufrieden sein: Nur drei Promille (0,03 Prozent) müssten notgeschlachtet werden, berichtete die "Wiener Zeitung" weiter. Das sei weniger als noch vor dem Krieg, wo die Quote bei 0,05 Prozent gelegen sei. Die Rinder kamen 1947 aus allen Bundesländern, ein Transport dauerte drei bis vier Tage. Von Fleischknappheit konnte bereits 1947 nicht mehr die Rede sein: Rund 4.000 Rinder wurden wöchentlich geschlachtet – 25 Prozent mehr als noch in der Vorkriegszeit.