Nicht für alle Journalisten gerade ein Vorbild – aber dennoch prägend und legendär ist Hans Dichand, der am 17. Juni 2010 verstarb. Der Journalist und Herausgeber Johann Hermann Dichand wurde in Graz geboren und wollte schon als Kind Journalist werden. Mit 14 begann er bei der damaligen "Kronen Zeitung", lernte Schriftsetzer und absolvierte nebenbei die Abendmatura. Nach dem zweiten Weltkrieg, in dem er freiwillig bei der Kriegsmarine diente, kehrte er zurück zum Journalismus. 1946 wurde er Chefredakteur der "Murtaler Zeitung", gemeinsam mit Hugo Portisch arbeitete er als Außenpolitik-Redakteur bei der "Neuen Wiener Tageszeitung".

Durch seine beim britischen Nachrichtendienst erlernte Fähigkeit, ab 1949 rasch drucktaugliche Nachrichten zu schreiben, gelang ihm letztlich ein Aufstieg bei der "Kleinen Zeitung", wo er bis 1954 Chefredakteur war. 1954 stellte er sich der nächsten Herausforderung, er wurde Chefredakteur des "Kurier". 1959 erwarb er die Titelrechte der "Kronen Zeitung", gründete sie neu – und brachte sie auf den ersten Platz der meist gelesenen Tageszeitungen Österreichs. Dichand machte Politik mit seinem Blatt – so wird sie gern auch als mächtigste Tageszeitung Österreichs bezeichnet. Dichand selbst bestritt dies immer. In Kabarettprogrammen wurde er gern "Kanzlermacher" genannt. Dichand, der "Alte", wie er in der Redaktion genannt wurde, war bis zuletzt aktiv, arbeitete im 16. Stock des weithin sichtbaren "Krone"-Bürogebäudes am Donaukanal und widmete sich besonders gerne den Leserbriefen. 2007 wurde ihm von Kritikern der österreichische "Big Brother Award" für ein Leben als "Manipulator der Republik" zuerkannt.