Ein international beachteter Erfolg gelang dem Arzt Christian Kermer, gemeinsam mit acht Kollegen, am Wiener AKH: In einer 14-stündigen Operation implantierte er weltweit erstmals eine Zunge. Der Patient hatte einen bösartigen Tumor, der so groß war, dass er den Mund kaum mehr öffnen konnte. Unmittelbar nach der Operation berichtete der Arzt, dass es dem Patienten gut gehe und er keine Schmerzen habe. Er könne die Zunge bewegen und spüre sie – einzig Geschmack werde er zukünftig keinen feststellen können. Damit es zu keiner Abstoßungsreaktion komme, müsse der Patient sein ganzes Leben lang Medikamente nehmen.
Der Tumor, ein Plattenepithel-Karzinom, die häufigste Krebsart im Mund, befand sich an der rechten Zungenseite, im Mandelraum, am rechten Unterkiefer und am Zungengrund. Eine Tumorentfernung wäre bei diesem Patienten unmöglich gewesen. Bis dahin wurde in solchen Fällen die Zunge entfernt und mit einem Stück Dünndarm das dadurch entstandene Loch verschlossen – diese Patienten konnten allerdings nicht mehr essen, wurden mittels Magensonde ernährt und konnten auch nur sehr unverständlich sprechen. Aufgrund dieser Erfahrungen entschied das Ärzteteam gemeinsam mit dem Patienten die Implantation. Eine von der Blutgruppe her passende Spenderzunge stand rasch zur Verfügung. Überlegungen zu Zungentransplantationen gab es bereits zwei Jahre zuvor – doch die Patientin verweigerte den Eingriff, zudem mangelte es an einem Spender.