Das Schuljahr 1972/73 startete im Burgenland und Niederösterreich mit der "Gratis-Schulbuchaktion". Anschließend wurde die Aktion auf die anderen Bundesländer ausgeweitet. Das Unterrichtsministerium stellte in einer Untersuchung bezüglich verfügbarer Bücher massive Unterschiede zwischen den Bundesländern fest. Im Jahr 1970 standen den Wiener SchülerInnen im Schnitt zwölf Bücher zu Verfügung – damals gab es in Wien ein Leihsystem – in fünf Bundesländern hatten die SchülerInnen im Schnitt jedoch weniger als acht Bücher. Vor allem in den Hauptfächern fehlte es an Unterrichtsmaterialien. Somit beschloss das Parlament mit absoluter Mehrheit der SPÖ den Regierungsantrag des Kabinetts Kreisky vom Juli 1972 stattzugeben. Seitens der Opposition wurde gegen die Aktion ins Treffen geführt, es handle sich um "Verschwendung", weil "Wegwerfbücher" produziert würden.

Gratis-Schulbücher für alle - © ÖNB / Kern, F.
Gratis-Schulbücher für alle - © ÖNB / Kern, F.

Eine Novelle zum "Familienlasten-Ausgleichsgesetz 1967", ermöglichte, allen SchülerInnen die notwendigen Bücher kostenlos zur Verfügung zu stellen. Seitdem läuft diese Aktion. Von 1995 und 2010 mussten die Eltern einen Selbstbehalt zahlen.

Die Bilanz ist beachtlich: Rund 400 Millionen Schulbücher gab es für insgesamt 50 Millionen Schüler. Aus dem "Familienlasten-Ausgleichsfonds" wurden dafür rund drei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Aktuell werden pro Jahr im Rahmen der von "Wirtschafts- und Unterrichtsministerium" getragenen Aktion rund 1,1 Millionen SchülerInnen mit 8,2 Millionen Schulbüchern und auch diversen elektronischen Unterrichtsmitteln versorgt. Jedes fünfte in Österreich verlegte Buch ist ein Schulbuch. Zur Auswahl stehen mehr als 8.000 Werke.