Wendelin Schmidt-Dengler, 1942 in Zagreb geboren, in Wien aufgewachsen, galt als der Literaturpapst Österreichs. Der umtriebige österreichische Literatur- und Sprachwissenschaftler war viele Jahr Vorstand des "Instituts für Germanistik" der Universität Wien, Leiter des "Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek" wie auch Ehrenvorsitzender der "Heimito-von-Doderer-Gesellschaft". Er brachte die Literaturszene auf völlig neue Gedanken: Für ihn waren Mythen der Schlüssel für das Verständnis der Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. Schmidt-Dengler studierte klassische Philologie und Germanistik. Seinen Plan Lehrer zu werden, verwarf er noch während des Studiums – und entschied sich für die wissenschaftliche Karriere, zunächst als Professor am "Institut für Germanistik" der Universität Wien. Bekannt wurde er vor allem durch seine Äußerungen gegen Maßnahmen, welche die Mitbestimmung der Studenten beschneiden sollten. Er sprach sich klar gegen ein aufkommendes Elitendenken aus und wollte, dass alle Gruppen der Bevölkerung studieren dürfen. Legendär sein Vergleich mit den Elitesportlern – die im späteren Leben zu "Elitekrüppeln" würden, wie Schmidt-Dengler es ausdrückte. Er ging gern zu Fußballmatches und verglich ihre Funktion mit dem griechischen Theater – als wichtiger Platz für das Publikum, wo Spannungen auf- und abgebaut werden könnten.

Schmidt-Dengler sorgte für wichtige Nachlässe, u. a. von Hilde Spiel, Egon Friedell, Ödon von Horváth und Ernst Jandl. Er editierte als wissenschaftlicher Leiter des "Thomas-Bernhard-Privatarchivs" die Werke von Bernhard. Er wurde mehrfach ausgezeichnet – er war Träger des "Theodor-Körner-Preises", zuletzt erhielt er den "Julius-Campe-Preis", "Wissenschaftler des Jahres" und das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". Völlig unerwartet starb er am 7. September 2008 im Alter von 66 Jahren an den Folgen einer Lungenembolie.