1873 wurde anlässlich der Wiener Weltausstellung im Prater, die Rotunde, ein Pavillon mit einer spektakulären Kuppel, errichtet. Mit 108 Meter Durchmesser galt sie als größte der Welt. Selbst das Pantheon in Rom misst nur knapp 43 Meter. Erst die Messehalle in Belgrad, mit einem Durchmesse von 109 Meter, schlug 1957 den Wiener Weltrekord in puncto Kuppelspannweite. Die Wiener Rotunde ist heute noch präsent – die "Rotundenbrücke" erinnert beispielsweise an den Bau wie auch die "Rotundenallee", der "Rotundenplatz" oder die Haltestelle "Rotunde" der Liliputbahn.

Brand der Wiener Rotunde - © ÖNB
Brand der Wiener Rotunde - © ÖNB

Die 84 Meter hohe Kuppel aus Holz und Stahl wurde auf 32 Eisensäulen montiert. Es gab eine Aussichtsgalerie und eine mit Steinen besetzte, vier Meter hohe Nachbildung der Kaiserkrone. Vier Hallen verbanden den Bau und die Galerien. Das Hauptportal war als Triumphbogen ausgeführt, verziert mit Halbsäulen und Figuren. "Viribus Unitis" ("Mit vereinten Kräften") – der Wahlspruch von Kaiser Franz Joseph, war unter dem Giebel zu lesen. Die Rotunde wurde von einem schottischen Schiffsbauingenieur entworfen, jedoch später unter der Leitung des Architekten Carl von Hasenauer, einem bedeutenden österreichischen Architekten des Historismus, realisiert. Beeindruckend muss der Innenraum mit einer Fläche von rund 8.000 Quadratmeter gewesen sein – als Treffpunkt für die Weltausstellungs-Besucher und Raum für Veranstaltungen.

Jedoch folgte eine herbe Enttäuschung bezüglich der Einnahmen durch die Weltausstellung 1873. Die Wirtschaftskrise war mit daran schuld, dass anstelle der erhofften 20 Millionen Besucher nur rund sieben Millionen kamen. Auch die Choleraepidemie in Wien soll für Zurückhaltung bei den Gästen gesorgt haben.

Letztlich blieb die Rotunde den Wienern nur deshalb erhalten, weil das Geld für den Abriss fehlte. Sie wurde als Lager und für Veranstaltungen genützt und wuchs den Wienern als heimliches Wahrzeichen ans Herz.

Während des 1. Weltkrieges diente die Rotunde als "Rekonvaleszenten-Sammelstelle". 1921, anlässlich der Eröffnung der ersten "Wiener Internationalen Messe", war sie deren Veranstaltungsort. Architekt Clemens Holzmeister wurde 1936 mit einem Umbauvorschlag für die Rotunde als neues Gebäude für das Staatsarchiv beauftragt. Dass die Rotunde über keine hohe Brandsicherheit verfügte, war bereits damals bekannt. Am 17. September 1937 vernichtete ein katastrophaler Großbrand die Rotunde – der Brandherd wurde in einer Kuppelsäule aus Holz gefunden, die Brandursache blieb allerdings unklar. Aufgrund der Einsturzgefahr konnte nur von außen gelöscht werden – jedoch der Totalabbrand nicht verhindert werden.